Übersee / Überseebesitz
- Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
Umlauff
1869 gründete Johann Friedrich Gustav Umlauff (1833−1889) die Firma „J. F. G. Umlauff“ als Naturalienhandlung auf der Hamburger Reeperbahn. Bereits in den Jahren zuvor hatte er durch seine familiären Beziehungen zu →Carl Hagenbeck (1844−1913) im Zoo verendete Tiere zur Präparation und sogenannte →„Ethnographica“ aus →Völkerschauen erhalten, die er durch von Schiffen willkürlich angekaufte Objekte ergänzte und als „Kuriositäten aus Übersee“ verkaufte. Ab den 1870er Jahren beauftragte er gezielt ausreisende Seeleute, Kapitäne, Händler:innen, Sammler:innen und Wissenschaftler:innen mit der Beschaffung von Objekten. Außerdem unterhielt er Geschäftsbeziehungen mit Kaufleuten, Schiffs- und Handelsunternehmen, die Kontakte in andere Länder hatten, und/oder die in den Kolonialhandel involviert waren bzw. in den Kolonien tätig waren. Zusätzlich suchte er den Dialog mit zahlreichen deutschen Naturwissenschaftler:innen, Anthropologen und Ethnologen, mit denen er Objekte, aber auch Wissen und Informationen austauschte und sich so einen wissenschaftlichen Anstrich gab. Nahezu alle natur- und völkerkundlichen Museen Deutschlands mit historischen Beständen besitzen Objekte, die auf Umlauff zurückgehen. Seine Ware stellte er in seinen Geschäftsräumen aus, die er auch kurz als „Museum Umlauff“ bezeichnete.
Nach seinem Tod 1889 übernahmen die Söhne das Unternehmen: Johannes Umlauff (1874-1951) konzentrierte sich auf den zoologischen Teil, während Heinrich Umlauff (1868–1925) sich auf die „Ethnographica“ spezialisierte und in der Folge für seine „ethnografische Figuren“ bekannt wurde; lebensgroße Schaupuppen, die von realen Personen inspiriert, aber ihres Subjektcharakters beraubt und als namenlose Stereotypen in den Museen gemeinsam mit den Objekten in entsprechenden Dioramen ausgestellt werden konnten. Während der Weimarer Zeit stattete er auch Filmsets aus. Die Firma Umlauff wurde erst 1974 aufgelöst. (SF)
- Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
Historisch kann Überseebesitz als Synonym für Kolonie gelten. Überseebesitz bezeichnete zunächst deskriptiv den Besitz von Land jenseits des Meeres oder Ozeans von der jeweiligen Kolonialmacht aus gesehen. Durch die Kolonialgeschichte haftet dem Begriff heute aber auch eine leicht →exotisierende Assoziation an. (SF)