Jaluit-Gesellschaft
- Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
Joh. Ces. Godeffroy & Sohn (Handelshaus)
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts waren Mitglieder der Familie Godeffroy als Kaufleute in Hamburg tätig. Dabei kommt es häufig zu Verwechslungen, weil mehrere Generationen den gleichen Namen trugen und sich die Bezeichnung der Firma unter ihnen jeweils leicht änderte: Johan Cesar Godeffroy (1742–1818) war 1766 der Geschäftsgründer („J.C. Godeffroy“ bzw. „J.C. Godeffroy & Co“), 1808 trat Johan César Godeffroy (1781-1845) in das Handelsunternehmen ein („J. C. Godeffroy & Sohn“). Johan César Godeffroy (1813-1885) übernahm 1845 die Leitung („Joh. Ces. Godeffroy & Sohn“), sein Sohn Johan Cesar Godeffroy (1838-1912) übernahm ab den 1880er Jahren die Abwicklung des Unternehmens. 1913 wurde es aus dem Handelsregister gelöscht.
Bereits im 18. Jahrhundert hatte sich das Unternehmen am Handel mit den spanischen Kolonien in Südamerika beteiligt. Das Portfolio wurde später um Schiffsbau, Reederei, sowie Industriebeteiligungen ergänzt. In den 1850er Jahren unterhielt es Liniendienste nach Australien sowie Nord- und Südamerika, später auch nach Ozeanien. Ab 1857 konzentrierte das Unternehmen seine Aktivitäten auf den Südpazifik: zunächst richtete es Handelsstationen ein und kaufte Kokosplantagen auf Tahiti bzw. Samoa (1865); später dehnte sich das Handelsimperium auf die Karolinen, Tonga, Futuna, Uvea, die Neuen Hebriden, die Marshallinseln sowie den Bismarck-Archipel und Neupommern aus. Von 1861 bis 1885 unterhielt das Handelshaus mit dem →„Museum Godeffroy“ ein eigenes Museum. Ende 1879 musste es jedoch wegen mangelnder Liquidität seine Zahlungen einstellen und mit seinen Gläubigern einen Vergleich suchen. Die Abwicklung dauerte über 30 Jahre. (SF)
- Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
Die Jaluit-Gesellschaft war eine im Pazifik tätige koloniale Handels- und Plantagengesellschaft, die am 21. Dezember 1887 als Aktiengesellschaft in Hamburg gegründet wurde. Am 21. Januar 1888 übernahm die Gesellschaft für das →Deutsche Reich die Verwaltung der Marshallinseln, Gilbertinseln und Karolinen, einschließlich der Kosten, im Gegenzug für das Recht, als „herrenlos“ betrachtetes Land in Besitz zu nehmen, Perlenfischerei zu betreiben und Guano abzubauen. Die Verwaltung selbst führte von 1888 bis 1893 das „Kaiserliche Kommissariat Jaluit“ und von 1893 bis 1906 die „Landeshauptmannschaft Jaluit“. Die Gesellschaft vereinbarte mit den Bewohner:innen den Anbau von Kokospalmen zur Produktion von Kopra und lieferte beispielsweise Geräte und Saatgut. Zusätzlich warb sie Arbeiter:innen für die Plantagenarbeit an und verkaufte Ländereien für Plantagen an Europäer:innen. Sie war außerdem zuständig für die Schiffsverbindungen zwischen den Inseln und unterhielt seit 1899 auch eine Verbindung nach Sydney und Hongkong, die vom Deutschen Reich finanziell gefördert wurde. 1906 kündigte das Deutsche Reich den Vertrag und übergab die staatlichen Aufgaben am 1. April 1906 an →Deutsch-Neuguinea, wo diese im Bezirk Jap gebündelt wurden. Danach war die Jaluit-Gesellschaft nur noch unternehmerisch tätig. Nach der Besetzung Mikronesiens durch Japan im Jahr 1914 stellte sie ihre Tätigkeit ein. . (SF)