Polizeitruppe
- Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
Priorisierung
Da die Projektförderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste je Forschungsvorhaben auf maximal drei Jahre beschränkt ist, kann im Rahmen einer →systematischen Bestandsprüfung vielfach nicht der gesamte Umfang einer Sammlung oder eines Bestands auf Anhieb untersucht werden. In diesen Fällen werden ausgewählte Bestandsgruppen priorisiert, d.h. vorrangig untersucht. In einem Folgeprojekt können anschließend weitere Bestandsgruppen überprüft werden. Manchmal ist es auch innerhalb eines Forschungsvorhabens bzw. einer Bestandsgruppe notwendig, eine Priorisierung vorzunehmen: Diese kann nach Objektwertigkeit, Relevanz innerhalb des Sammlungszusammenhangs, Erfolgsaussichten hinsichtlich der Quellenlage, Dringlichkeit, Verdachtsgrad oder anderen Gesichtspunkten erfolgen. (SL)
- NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut
Profilierung
Ab 1963 bis weit in die 1970er Jahre sukzessiv vorgenommene Spezialisierung von Museen auf thematisch zugewiesene Sammlungs- und Ausstellungsschwerpunkte, um Doppelarbeit sowie materielle Konkurrenz innerhalb eines Kreises oder Bezirkes zu vermeiden („Konzentrierung von Kräften und Mitteln“) und letztlich ein inhaltlich abgestimmtes Museumsnetz zu schaffen. Als Folge wurden einerseits historisch gewachsene Sammlungsbereiche eines Museums gänzlich ausgegliedert und an Spezialmuseen abgegeben (z.B. oft die Bereiche Ur- und Frühgeschichte, Naturkunde/Botanik, Militaria). Andererseits wurden nach erfolgter Profilierung die als überflüssig klassifizierten Museen nicht nachbesetzt, geschlossen oder abgewickelt – und die sehr heterogenen Reste örtlicher Sammlungen dem jeweils übergeordneten Bezirksmuseum übergeben.
Beispielsweise wurde das Museum des Teltow in Zossen/Mahlow 1967 mit der Begründung „geringe[r] kulturpolitischer Wirksamkeit“ und falscher „kaderpolitische[r] Besetzung“ nach einem Beschluss des Rat des Kreises liquidiert, sein Restbestand (nach Abgabe der für andere Museen wichtigen Sammlungsteile) zum Verkauf an Privatleute freigegeben, teilweise mit so prominenten Abnehmern wie den DDR-Schriftstellern Peter Hacks und Gisela Heller. (MD)
- Kulturgutentziehungen in SBZ und DDR
Provenienzforschung
Das Wort Provenienz stammt vom Lateinischen provenire und bedeutet „hervorkommen, entstehen“. Die Provenienzforschung (auch Provenienzrecherche, Provenienzerschließung oder Herkunftsforschung) untersucht die Herkunft und verschiedenen Besitzerverhältnisse eines Kulturguts. Sie ist eine Teildisziplin insbesondere der Kunstgeschichte, wird aber auch von anderen wissenschaftlichen Bereichen betrieben. Die Provenienzforschung gehört zu den Kernaufgaben jeder kulturgutbewahrenden Institution.
Mit den Washingtoner Prinzipien und der Gemeinsamen Erklärung wurde die Notwendigkeit der Provenienzforschung insbesondere im Bereich "NS-Raubgut" national und international unterstrichen.
- Kulturgutentziehungen in SBZ und DDR
- Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
- NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut
- Kriegsbedingt verlagertes Kulturgut
Provenienzlücke
Als Provenienzlücke werden Zeiträume in der Objektgeschichte bezeichnet, in denen der Verbleib des betreffenden Objekts bzw. das Eigentum an ihm unbekannt sind. Weist ein Objekt eine Provenienzlücke zwischen 1933 und 1945 auf, sind Provenienzrecherchen dazu geboten. Auch nach erfolgter Provenienzforschung bleiben vielfach Provenienzlücken bestehen, da die Quellenlage keine oder keine eindeutige Klärung erlaubt (bspw. aufgrund verschollener oder zerstörter Überlieferung). Im Leitfaden zur Standardisierung von Provenienzangaben, erarbeitet vom Arbeitskreises Provenienzforschung e.V., findet sich eine Empfehlung zur Kennzeichnung von Provenienzlücken. (SL)
- NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut
Provenienzmerkmal
Als Provenienzmerkmale werden Kennziffern, Aufkleber, Stempel, Etiketten, Plomben, Punzen, →Exlibris etc. bezeichnet, die sich am Objekt befinden und Auskunft über seine Provenienz geben. Im Rahmen einer →Autopsie wird gezielt nach Provenienzmerkmalen an den interessierenden Objekten gesucht und diese für die weiteren Provenienzrecherchen dokumentiert. Mitunter wurden Provenienzmerkmale in der Vergangenheit gezielt oder versehentlich entfernt, oder auch gefälscht - die Zusammenarbeit mit Restauratoren kann hier hilfreich sein. Bei Gemälden und Büchern ist die Untersuchung der Provenienzmerkmale besonders verbreitet. Andere Objektarten weisen deutlich seltener Provenienzmerkmale auf, beispielsweise Grafik und dreidimensionale Objekte - hier sind quellenbasierte Provenienzrecherchen sinnvoller. (SL)
- NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut
- Kriegsbedingt verlagertes Kulturgut
- Kulturgutentziehungen in SBZ und DDR
- Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
Für die innere Sicherheit aller Kolonien (Ausnahme: das sogenannte Pachtgebiet →Kiautschou), sorgten militärische →Schutztruppen sowie zivilrechtlich organisierte "Polizeitruppen". Landespolizeiführer war der →Gouverneur mit den nachgeordneten Bezirks- und Ortspolizeibehörden. In selbständigen Gemeinden wurde die Polizeigewalt durch den Gemeindevorsteher ausgeübt. Von 1895 bis etwa 1906 waren die "Polizeitruppen" organisatorisch eng mit den “Schutztruppen” verflochten, danach jedoch wieder selbständig.
Das Führungspersonal bestand in der Regel aus Offizieren der Kolonialmacht, während die Mannschaften und Unteroffiziere aus den lokalen Gesellschaften rekrutiert wurden (→Askari). Ein großer Teil des Personals war aus den jeweiligen "Schutztruppen" hervorgegangen, mit Ausnahme Togos und der ozeanischen Kolonien, in denen keine "Schutztruppen" existierten.
Die Tätigkeit der deutschen Kolonialpolizeien endete mit der Besetzung des jeweiligen Kolonialgebiets durch Truppen der westlichen Entente-Mächte während des Ersten Weltkriegs. Ihre formale Auflösung erfolgte 1919 durch den →Versailler Vertrag. Vergleichbare "Polizeitruppen" gab es auch in den Kolonien anderer europäischer Mächte. (SF)