Elektronische Auswertung der personenbezogenen Akten der Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg (1933 bis 1945) zur Ermittlung von Kunstbesitz und zur Lokalisierung von NS-Raubkunst – Wissenschaftliche Erschließung einer zu digitalisierenden Massenquelle im Brandenburgischen Landeshauptarchiv, Potsdam
Beschreibung
Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam sind die personenbezogenen Akten des Oberfinanzpräsidenten (OFP) Berlin-Brandenburg überliefert, zu welchen auch rund 42.000 Personenakten der „Vermögensverwertungsstelle“ gehören. Diese wurde am 01.01.1942 im Zusammenhang mit dem Beginn der Massendeportationen von Jüdinnen und Juden in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager als eigene Dienststelle beim OFP Berlin-Brandenburg eingerichtet. Die Aktengruppe umfasst neben den Akten zur Verwertung des letzten Besitzes der Deportierten auch Akten zum beschlagnahmtem Eigentum von Emigrant*innen. Zahlreiche Dokumente beziehen sich auf die Beschlagnahme und die Verwertung von Kunst- und Kulturgut während des Nationalsozialismus.
Das Forschungsprojekt (kurz: OFP-Projekt) untersucht systematisch die Verwertung geraubter Kunstobjekte zu Gunsten der Staatskasse. Wesentlich für das Projekt sind die in den Akten dokumentierten Hinweise zu Versteigerungen oder anderweitigen Verkäufen sowie Selektionen von Kunst und Kulturgut, die durch nationalsozialistische Gesetze und Verordnungen vorgegeben waren. Sie ermöglichen es, öffentliche Einrichtungen und Museen als Standorte von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut zu identifizieren.
Um dies zu erreichen, werden die zuvor digitalisierten Akten der Vermögensverwertungsstelle mit Hilfe eines Dokumenten-Management-Systems (DMS) systematisch durch die Provenienzforscherinnen ausgewertet. Eine automatisierte Texterkennung (Optical Character Recognition) ermöglicht die weitgehende Volltextdurchsuchbarkeit des maschinenschriftlichen Teils der Akten. Darauf aufbauend erlauben verschiedene Klassifikationen und Verschlagwortungen, die auf einer intensiven Grundlagenforschung in den Akten aufbauen, gezielt computergestützt nach den Profiteuren des nationalsozialistischen Kunstraubes zu suchen. Die so identifizierten Einzelfälle werden durch die Provenienzforscherinnen im Projekt im Anschluss ausgewertet, aufbereitet und ggf. tiefer recherchiert. Das DMS als Auswertungswerkzeug für die Provenienzforschung wurde im Zuge des Projekts eigens konzipiert, umgesetzt und wird während der Projektlaufzeit fortgehend weiterentwickelt.
Die Ergebnisse der Provenienzforschung sollen im laufenden Projekt an die Rechtsnachfolger der Opfer nationalsozialistischer Verfolgung (soweit bekannt) und an die öffentlichen Einrichtungen und Museen, welche nach Aktenlage Kunstobjekte aus ehemaligem jüdischem Besitz erworben haben, weitergegeben werden, damit ein Restitutionsprozess angestoßen werden kann.
Unter Einhaltung der archivgesetzlichen und datenschutzrechtlichen Bestimmungen sollen die Digitalisate der Vermögensverwertungsstellenakten sowie die im Projekt gewonnenen Forschungsergebnisse für eine öffentliche und wissenschaftliche Nachnutzung zur Verfügung gestellt werden.
Das mehrjährige Projekt wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg gefördert.
© Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
Proveana liegt aktuell kein Forschungsbericht vor. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Bei Fragen erreichen Sie uns unter proveana@kulturgutverluste.de