Wengenmayr, Ernst
Grunddaten
Tätigkeitsbereich
Biographische Angaben
Teilnahme am Ersten Weltkrieg und Erhalt des Verdienstkreuzes.
Promotion mit Auszeichnung an der Universität Würzburg über den Augsburger Kupferstecher "Lukas Kilian 1579-1637. Sein Leben und sein Werk".
Entlassung aus dem Amt als Geschäftsführer der Landesleitung der Reichskammer der Bildenden Künste aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Eugen Hönig bzgl. der "Schließung Münchner jüdischer Kunsthandlungen".
Wengenmayr war eines der ersten Mitglieder der Reichskulturkammer (Mitglieds-Nr. 76).
Parteimitglied der NSDAP in der Ortsgruppe Dom Pedroplatz, Traditionsgau München. Nach eigenen Angaben war er dort ehrenamtlicher Hauptdienststellenleiter (Kultur).
Kunstsachverständiger bei der Sicherstellung des Kunstbesitzes und der Einrichtung von Otto Bernheimer.
Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt.
Durchführung von Schätzungen, "Sicherstellungen" und Beschlagnahmungen von Kunst- und Kulturgut aus "nichtarischem" Besitz, sowohl in privatem Auftrag für die ab April 1938 für Juden obligatorische Vermögensanmeldung als auch für diverse Behörden.
Beschlagnahme von 21 Gemälden sowie Teppichen aus der Wohnung von Siegfried Jordan gemeinsam mit der Gestapo im Zuge der sog. Judenaktion.
Schätzung der Warenbestände (ca. 540 Gemälde) der Galerie Jordan & Co. durch Ernst Wengenmayr.
Beantragung einer Versteigerererlaubnis bei der IHK München, weil Wengenmayr zusammen mit Max Heiß das Versteigerungshaus Hugo Helbing übernehmen wollte.
Beschlagnahme der Privatsammlung Siegfried Lämmles im Zuge der so genannten "Judenaktion". Die Sammlung lagerte bei der Speditionsfirma Frank & Söhne und wurde im Beisein von Ernst Wengenmayr "sichergestellt".
Fünf Graphikmappen aus der Sammlung Berolzheimer wurden von Ernst Wengenmayr entwendet. Außerdam fand man ein Bild aus der Cranach-Schule mit dem Titel (Edelmann) in seinem Besitz, von dem er behauptete, dass Robert Schweissheimer es ihm für seine Schätzung der Sammlung überlassen hatte.
Gutachter für die bei Adolf Weinmüller versteigerten Sammlungen von Dr. Michael Berolzheimer, Siegfried Lämmle und Emma Rosenthal.
Fristlose Kündigung durch Adolf Weinmüller, aufgrund der von Wengenmayr beantragten Versteigerererlaubnis.
Finanziell befand sich Ernst Wengenmayr in einer prekären Lage, als er aushilfsweise für Dr. Georg Lill beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege arbeitete. Möglicherweise hat Adolf Weinmüller eine erneute Etablierung Wengemayrs auf dem Münchner Kunstmarkt verhindert.
"Sichergestellte" und beschlagnahmte Werke von Kunst- und Kulturgut aus der Sammlung Rosenthal wurden von Wengenmayr im Pfarramt Jachenau, Pfarrhaus Polling und Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege untergestellt. Nach 1945 gab Wengenmayr an, dass er die Objekte ordnungsgemäß beim CCP angemeldet habe. Fritz und Ernst Rosenthal haben inzwischen die Werke zurückerhalten und die Rückerstattung erfolgte im gegenseitigen Einvernehmen.
Fritz Rosenthal schrieb an die Spruchkammer, dass er nicht an einer Verfolgung Wengenmayrs bezüglich der beschlagnahmten Werke interessiert sei und er sich in dem Verfahren weitestgehend ordentlich verhalten habe.
Das Verfahren gegen Ernst Wengenmayr wurde aufgrund fehlender Beweise bezüglich der Nutznießerschaft im Fall Rosenthal durch die Weihnachtsamnestie nach § 2 Ziffer 2 eingestellt. Er wurde als sogenannter Mitläufer kategorisiert.
Die Verfolgung von Hinweisen auf weitere Mitwirkungen an Schätzungen von sogenannten "nichtarischen" Sammlungen durch Wengenmayr, zum Beispiel der Sammlungen Arthur Borges und C. Ward, wurde durch die Spruchkammer nicht nachgegangen.
Das Spruchkammerverfahren Wengenmayrs wurde durch Georg Lill beschleunigt, in dem er von verschiedenen Seiten "Persilscheine" für Wengenmayr besorgte. Unter anderem vom Architekten T. Gibissinger, der Ernst Wengenmayr von der Bergung und Verlagerung von Objekten aus Münchner Kirchen und Museen kannte.
Ernst und Fritz Rosenthal wurde dem Rückerstattungsanspruch durch die Wiedergutmachungsbehörde Oberbayern I zugestimmt und Wengenmayr war dazu verpflichtet, Graphiken an die beiden zurückzugeben, die sich zu dieser Zeit im CCP, beim Landesamt für Denkmalpflege und bei einem Herrn Joseph Bayer in München befanden.
Einigung auf eine Rückgabe der Graphikbestände an Fritz Rosenthal. Rosenthal zahlte daraufhin Wengenmayr die Hälfte des Wertes aus.
Wahrscheinlich wirkte Ernst Wengenmayr bei etlichen Schätzungen und Beschlagnahmen "nicht-arischer" Sammlungen mit, zum Beispiel im Fall der Sammlungen Arthur Broges und C. Ward.
Beziehungen
Personen/Körperschaften
- FördererEmpfehlung durch das Bankhaus H. Aufhäuser als Experte zur Begutachtung und Schätzung von Kunstgegenständen, die sich im Besitz jüdischer Geschäftsfreunde befanden.Bankhaus H. Aufhäuser06.2011
- Berufliche BeziehungDas Bankhaus Seiler & Co. hat im Spruchkammerverfahren von Ernst Wengenmayr seine Entscheidung über die Kunstsammlung Aufhäuser zugunsten der Familie von Martin Aufhäuser getätigt zu haben, bestätigt.06.2011
- GeschäftsbeziehungSchätzung des Warenlagers des Haus für Volkskunst und Tracht Moritz Wallach.06.2011
- GeschäftsbeziehungMax Heiß hat Wengenmayr für die Vorbereitungen der geplanten Auktion zur Sammlung Schloss Tutzing und für die Übernahme des Auktionhauses Helbing angestellt.06.2011
- Berufliche BeziehungEugen Hönig war ein direkter Vorgesetzer von Wengenmayr bei der Landesleitung der Reichskammer der Bildenden Künste.06.2011
- GeschäftsbeziehungIm Auftrag von Siegfried Lämmle taxierte Wengenmayr Kunstgegenstände aus der Sammlung Lämmle.Lämmle, Siegfried09.2015
- Berufliche BeziehungTheo Lechner war ein direkter Vorgesetzter bei der Landesleitung der Reichskammer der Bildenden Künste von Ernst Wengenmayr.06.2011
- GeschäftsbeziehungDas Antiquariat Ludwig Rosenthal verkaufte seine Graphikbestände an Ernst Wengenmayr.06.2011
- GeschäftsbeziehungEmma Rosenthal gab die Schätzung ihrer Kunstsammlung in Auftrag an Ernst Wengenmayr.06.2011
- Besitzer, EigentümerGründer und Eigentümer der Kunsthandlung.06.2011
- Berufliche BeziehungSchätzung des Lagerwertes der Kunsthandlung von Max Sandor zusammen mit Max Heiß.06.2011
- GeschäftsbeziehungSchätzung des Geschäftswertes der Galerie Heinemann. Dabei habe Ernst Wengenmayr für die Galerie Heinemann die besten Konditionen vereinbart, so der "Ariseur" Friedrich Heinrich Zinckgraf.06.2011
- Berufliche BeziehungBei der Schätzung des Warenlagers der Galerie Heinemann hat Wengenmayr zugunsten des "Ariseurs" Friedrich Heinrich Zinckgraf und nicht zugunsten der ehemaligen Inhaberin Franziska Heinemann entschieden. Das geht aus der Akte des Arisierungsfall der Galerie Heinemann hervor.
Ereignisse
- BeteiligterKunstsachverständiger und Protokollant der Gestapo bei der sog. Judenaktion.06.2011
Sammlungen
- AuftragnehmerDie Sammlung Bach wurde von Wengenmayr besichtigt und er bestimmte zwölf Gemälde, die nicht ins Ausland geführt werden durften.06.2011
- GeschäftsbeziehungTaxierung von Kunstgegenständen aus Privatbesitz aus Sammlung Lämmle im Auftrag von Siegfried Lämmle.09.2015
- SammlungsverwaltungErstellung eines Gutachtens über die Sammlung der Familie Martin Aufhäuser aufgrund er Auswanderung der Familie.06.2011
Weitere Informationen und Quellen
Forschungsprojekte
Archivalien
Literatur & digitale Angebote
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