Das Museumsdorf Cloppenburg während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft – Sammlungsgeschichte in ihrem institutionellen Kontext
Beschreibung
Das 1934 gegründete Museumsdorf Cloppenburg ist eines der ältesten Freilichtmuseen und das älteste Dorfmuseum Deutschlands in dieser Größe und diesem Zuschnitt. Seine Sammlungen gehen auf die Aktivitäten des 1918 gegründeten Heimatbundes für das Oldenburger Münsterland und eines 1921 ins Leben gerufenen Museumsvereins zurück. Diese Sammlungstätigkeit wurde mit der durch die nationalsozialistische Oldenburger Landesregierung 1933/34 initiierten Gründung eines Freilichtmuseums von bis dahin in Deutschland einmaliger Größe auf eine völlig neue Grundlage gestellt. An erster Stelle als Sammlungsgut standen nun Häuser und Teile von Hofanlagen, Werkstätten, Mühlen und ein Adelssitz, die an ihren Originalstandorten abgetragen und im Museumsdorf wieder aufgebaut wurden. Die Recherche- und Sammlungstätigkeit erstreckte sich weit über die Grenzen des Oldenburger Münsterlandes hinaus. Die Sammlungsaktivitäten des Museums, deren Schwerpunkte und Ziele, aber auch deren finanzielle und organisatorische Unterstützung durch staatliche, kommunale und private Akteure, ist bis dato nicht untersucht worden. Mit der geführten Registratur, vor allem aber mit dem ausführlichen Diensttagebuch des Museumsleiters und den museumseigenen Quellen, standen detaillierte Grundlagen bereit, um die Sammlungsgeschichte in ihrem zeitgenössischen politischen Kontext zu entschlüsseln. Die Parallelüberlieferung im Museumsumfeld, in kommunalen Verbands- und Vereinsarchiven sowie in den Akten der Landes- und Bundesarchiven wurden vor allem mit dem Ziel erschlossen, Beweggründe, Anlässe und Umstände von Objektübernahmen, finanzielle, politische und administrative Förderung der Objektüberlassung darunter auch politische Druckmaßnahmen aufzuklären.
Bei den Objektbeständen des Museumsdorfs Cloppenburg handelt es sich in erster Linie um Alltagsgegenstände, die sich in der Regel nicht einem Urheber oder Hersteller zuschreiben lassen und die nicht in den Katalogen des Kunst- oder Antiquitätenhandels oder in der einschlägigen Fachliteratur verzeichnet sind. Gezielte Sammlungsankäufe, deren Erwerb umfangreich dokumentiert ist, kamen nicht vor. Genauso wie Sammlerpersönlichkeiten oder spezielle Werke, deren Erwerbungsbiographie für unrechtmäßig entzogenes Kulturgut sprechen, nicht in den Eingangsverzeichnissen zu finden sind. Diese skizzierten Aspekte stellten die Provenienzforschung des Museumsdorfs vor besondere Herausforderungen, wobei vor allem „Auffälligkeiten“ bei den Übernahmeumständen der über 9.000 Objekte, die in der Zeit 1933 bis 1945/46 ins Museum gekommen sind, im Fokus standen.
Projekt in Zahlen
Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 rekonstruierbar und unbedenklich. Sie schließt einen NS-verfolgungsbedingten Hintergrund aus, eine weitere Überprüfung ist nicht notwendig: 5.384
Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 nicht eindeutig geklärt, es bestehen Provenienzlücken oder ist nicht zweifelsfrei unbedenklich. Die Herkunft muss weiter erforscht werden: 3330
Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 bedenklich, da Hinweise auf einen Zusammenhang auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug vorliegen. Die Herkunft muss dringend weiter erforscht werden: 328
Die Provenienz ist für den Zeitraum zwischen 1933 und 1945 eindeutig belastet. Neben der Suche nach heutigen Erbanspruchsberechtigten ist eine Meldung in die Lost Art-Datenbank einzustellen: 3
Auflistung der für das Projekt relevanten handelnden historischen Personen und Institutionen
Dr. Heinrich Ottenjann, Museumsleiter des Museumsdorfs Cloppenburg
Reichsstatthalter in Oldenburg-Bremen Carl Röver Reichsstatthalter in Oldenburg-Bremen Paul Wegener
Alfred Ernst Rosenberg Einsatzstab Reisleiter Rosenberg (ERR)
Johann Heinrich Adolph Böhmker (SA Gruppenführer, Regierender Bremer Bürgermeister)
Wilhelm Frick (Reichs- und Preußischer Minister des Inneren)
Franz von Galen, Politiker
Konrad Hahm, Museumsdirektor des Staatlichen Museums für Deutsche Volkskunde Berlin; Institut für Deutsche Volkskunde
Dr. Glasmeier, Reichsintendant Deutscher Rundfunk
Dr. Friedrich Castelle, Reichssender Köln
Generaldirektor Dr. Johann Welcker, Duisburg
Professor G. J. Kern, Berlin-Friedenau
Oberbaurat Wohlschläger
Bildhauer Paul Dierkes
Regierungsrat Grebe, Vertreter des Gaus Weser-Ems in Berlin
Institutionen:
Landesfürsorgeverband Oldenburg (ab 1944 Träger des Museumsdorfs Cloppenburg)
Terra-Filmkunst GmbH, Berlin UFA, Berlin (Universum-Film AG)
Reichssender Hamburg
Deutsches Nachrichtenbüro
Deutsches Propaganda Atelier
Institut für Deutsche Vokskunde, Tübingen
Stabsamt Reichsbauernführer
Nordwestdeutscher Verband für Altertumsforschung
Verwaltungsamt Reichsbauernführer
Historische Kommission Münster
Reichsbund des Deutschen Handwerks
Gaupropagandaamt Weser-Ems
Heimatbund Nordsee
Gauforschungsstelle deutscher Bauernhof (Das Museumsdorf Cloppenburg als „Muster-Gauforschungsstelle)
Der Museumsleiter Heinrich Ottenjanns in seiner Eigenschaft als staatlicher Museumspfleger für den Gau Weser-Ems
Antiquitäten- und Altwarenhändler:
S. L. Landsberg (Oldenburg)
Heinrich Scholten (Nordhorn)
Familie Scholten (Wesel)
Johann Kohlem (Damme)
Adolph Hess, Münzhandlung (Osnabrück)
Wilhelm Schmitz (Lorup)
Adolph Meyer (Osnabrück)
Dykgers-Schade (Essen i. O.)
Händler Flerlage (Ermke)
Händler Schlick (Alfhausen)
Julius Leiber-Vogelsang (Damme)
Pypol (Neuscharrel)
Auktionatoren:
August Reudnik (Cloppenburg)
B. Diekmann (Essen i. O.)
Menke (Vechta)
Otto Hausig (Osnabrück)
Carl Brinkhoff (Nordhorn)
(c) Stiftung Museumsdorf Cloppenburg
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
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Zugehörige Ausstellungen und Publikationen
Inhaltliche Bezüge
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