Elektronische Auswertung der personenbezogenen Akten der Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg (1933 bis 1945) zur Ermittlung von Kunstbesitz und zur Lokalisierung von NS-Raubkunst – Wissenschaftliche Erschließung einer zu digitalisierenden Massenquelle im Brandenburgischen Landeshauptarchiv, Potsdam – Pilotprojekt
Beschreibung
Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam sind die personenbezogenen Akten des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg überliefert, zu welchen auch rund 42.000 Akten der nationalsozialistischen Vermögensverwertungsstelle gehören. Diese Finanzbehörde wurde Ende 1941 im Zusammenhang mit dem Beginn der Massendeportationen von Jüdinnen und Juden aus dem Verwaltungsbezirk in Konzentrationslager eingerichtet. Der Bestand umfasst neben den personenbezogenen Akten zur Verwertung des letzten Besitzes der Deportierten auch Akten zum beschlagnahmtem Eigentum von Flüchtlingen. Zahlreiche Dokumente beziehen sich auf die Beschlagnahme und die Verwertung von Kunst- und Kulturgut während des Nationalsozialismus.
Das Forschungsprojekt (kurz: OFP-Projekt) untersucht systematisch die Verwertung geraubter Kunstobjekte zu Gunsten der Staatskasse. Die von Staatswegen bevorzugte Methoden waren seit 1941 zum einen die verschiedenen Arten der Versteigerung und zum anderen die systematischen Selektionen für partizipierende Personengruppen - entsprechend der nationalsozialistischen Gesetze und behördlichen Vorgaben. Wesentlich für das Projekt sind die aktenkundig überlieferten Indizien, welche dazu beitragen, heutige öffentliche Einrichtungen und Museen als Standorte von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut zu identifizieren.
Um dies zu erreichen, müssen die Akten der Vermögensverwertungsstelle durch eine elektronische Fallsuche mit Hilfe eines Dokumenten-Management-Systems (DMS) systematisch ausgewertet werden. Das Tool ist von Mitarbeitenden am Projekt konzipiert und entwickelt worden und wird während der gesamten Projektlaufzeit verbessert. Mit Hilfe einer optischen Text- und Zeichenerkennung sowie verschiedenen Programmierleistungen und Verschlagwortungen, welche das Resultat einer intensiven Grundlagenforschung in den Akten sind, wird nach den Profiteuren des nationalsozialistischen Kunstraubes gesucht.
Die Ergebnisse der Provenienzforschung sollen im laufenden Projekt an die Rechtsnachfolger der Opfer nationalsozialistischer Verfolgung (soweit bekannt) und an die öffentlichen Einrichtungen und Museen, welche nach Aktenlage Kunstobjekte aus ehemaligem jüdischem Besitz erworben haben, weitergegeben werden, damit sie ihrerseits aktiv werden können.
Unter Einhaltung der archivgesetzlichen und datenschutzrechtlichen Bestimmungen sollen Ergebnisse und Tools für eine öffentliche und wissenschaftliche Nachnutzung zur Verfügung gestellt.
Das mehrjährige Projekt wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg gefördert.
© Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
Proveana liegt aktuell kein Forschungsbericht vor. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Bei Fragen erreichen Sie uns unter proveana@kulturgutverluste.de