Provenienzforschung zu den Erwerbungen des Museum Wiesbaden zwischen 1935 und 1944
Beschreibung
Am Museum Wiesbaden wurde von Juli 2009 bis Dezember 2014 im Rahmen von drei Folgeprojekten systematisch die Provenienz von 140 Gemälden erforscht, die im Zeitraum von 1935 - 1945 für die Kunstsammlung des Museums erworben wurden. Damit konnte über die Hälfte der 211 Gemälde-Erwerbungen, die unter der Ägide des damaligen Direktors der Gemäldegalerie Wiesbaden, Hermann Voss, Eingang in die Sammlung des Museums gefunden haben, untersucht werden.
Die tragende Funktion, die Hermann Voss parallel zu seinem Direktorat in Wiesbaden spätestens ab März 1943 mit der Ernennung zum „Sonderbeauftragten“ für das geplante Führermuseum in Linz innerhalb der nationalsozialistischen Kulturpolitik innehatte und die engen Verknüpfungen die damit einhergingen – Voss war in Personalunion „Sonderbeauftragter des Führers“ und Direktor der Staatlichen Gemäldegalerie Dresden – implizieren die andauernde Verantwortung des Museums Wiesbaden, die Geschichte der eigenen Institution zu erforschen und darzulegen.
Die Umstände des Erwerbs für die Gemäldegalerie Wiesbaden im o.g. Zeitraum sind teilweise bekannt durch Unterlagen im Archiv des Museums – die allerdings nicht in Form eines Findbuches erschlossen sind. Es handelt sich überwiegend um Korrespondenzen zu Gemäldeankäufen zwischen dem Galeriedirektor Hermann Voss und der Stadt Wiesbaden. Zu einzelnen Erwerbungen haben sich auch Briefwechsel zwischen Kunsthändlern und Hermann Voss erhalten, aus denen aber nur in den seltensten Fällen Hinweise zur Herkunft des Objektes zu entnehmen sind.
Bislang kann infolge der Provenienzrecherche bei 20 Erwerbungen ein NS-verfolgungsbedingter Entzug ausgeschlossen werden. Bei vier Gemälden wurde ein NS-verfolgungsbedingter Entzug festgestellt, dem jeweils eine Restitution an die Erben der Eigentümer folgte. Für den überwiegenden Teil der Erwerbungen konnte die Provenienz im Rahmen der Recherchen bislang nicht vollständig geklärt werden.
Während des letzten Teilprojekts (Januar bis Dezember 2014) wurde aufgrund eines „Zufallfundes“ als Nebenergebnis der Provenienzforschung zu Erwerbungen aus dem Zeitraum 1935 – 1945 die Untersuchung der Provenienz des 1980 als Schenkung in die Sammlung gelangten Gemäldes „Die Labung“ von Hans von Marées vorgezogen. Das Bild wurde im April 2014 an die Erben nach Max Silberberg restituiert und konnte im Anschluss daran für die Sammlung des Museums Wiesbaden erworben werden.
Ausblick: Seit Januar 2015 hat die Zentrale Stelle für Provenienzforschung Hessen ihre Arbeit aufgenommen. Sitz der Stelle ist das Landesmuseum Wiesbaden. Geplant ist zunächst, dass die beiden Provenienzforscherinnen den Forschungsstand der Landesmuseen in Wiesbaden, Darmstadt und Kassel abgleichen und gemeinsam mit den Museen eine Verdachtsliste von potentiell NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerken erstellen. In diesem Kontext werden auch die Provenienzen der noch zur Untersuchung ausstehenden 60 Erwerbungen aus dem Zeitraum 1935 – 1945 des Museums Wiesbaden recherchiert werden.
(c) Museum Wiesbaden
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
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