Provenienzforschung zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten (China) in vier ostfriesischen Museen und Kultureinrichtungen
Beschreibung
Die Museumsfachstelle/Volkskunde des Kommunalverbandes Ostfriesische Landschaft ließ die Provenienz von 511 Objekten, bei denen vermutet wurde, dass sie aus der ehemaligen deutschen Kolonie in China stammten, untersuchen. Diese Objekte befinden sich in vier ostfriesischen Museen und Kultureinrichtungen, dem Deutschen Sielhafenmuseum Carolinensiel, der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden, dem Ostfriesischen Teemuseum Norden und dem Fehn- und Schiffahrtmuseum Westrhauderfehn. Das Projekt wurde vom Netzwerk Provenienzforschung Niedersachsen unterstützt. Mit den Forschungen wurde Facts & Files Historisches Forschungsinstitut Berlin beauftragt.
Durch Nachmeldungen erhöhte sich diese Zahl der zu untersuchenden Objekte auf 606. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass einig Objekte aus mehreren Teilen bestehen (z. B. Kanne und Deckel), die je einzeln inventarisiert sind. Außerdem konnten etwa 50 Objekte frühzeitig als nicht aus China oder Ostasien stammend identifiziert und folglich von der tiefergehenden Untersuchung ausgeschlossen werden.
Anhand der Museumsinventare, Objektdokumentation, Abbildungen und den bei der Autopsie erhobenen Provenienzmerkmalen wurden Vorbesitzer der Objekte ermittelt. Zu der Analyse gehörten auch die Identifikation, Transliteration und Übersetzung der gefundenen Marken, Punzen und sonstigen chinesischen und japanischen Beschriftungen.
Bei 270, also knapp der Hälfte aller zu untersuchenden, Objekten wurde durch die Analyse der darauf befindlichen Marken festgestellt, dass diese nicht in China hergestellt worden waren. Davon sind 119 chinesisch oder asiatisch dekorierte Porzellane, vor allem Tassen, Untertassen und Teekannen. Viele davon wurden in Japan produziert, einige auch in Deutschland. Die Stücke, die als in Japan produziert identifiziert wurden, wurden aufgrund ihres möglichen Erwerbs in China (oder auf dem Weg von/nach China) weiter untersucht. Die überwiegende Mehrheit der neu zugeschriebenen Objekte (233) befindet sich im Sielhafenmuseum Carolinensiel, während in den anderen Häusern nur jeweils etwa zehn Objekte betroffen sind.
Bei 43 Objekten konnte zudem die Datierung des Objektes korrigiert oder präzisiert werden
Im Falle der tatsächlich in China hergestellten Porzellane erwiesen sich angebrachte Regierungs-Marken in den meisten Fällen als Nachahmungen, die für die Datierung allenfalls einen terminus post quem lieferten. Alle ermittelten 55 Marken wurden dokumentiert und anhand von Fachliteratur sowie unterschiedlichen, insbesondere chinesischen Quellen im Internet bestimmt.
Ein unrechtmäßiger Erwerb im Sinne der Definition des „Leitfadens zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ und der „Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen“ des Deutschen Museumsbunds konnte in keinem Fall nachgewiesen werden.
Die relevanten Objekte wurden online auf https://www.postcolonial-provenance-research.com (PAESE – Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen) veröffentlicht.
(c) Ostfriesische Landschaft – Regionalverband für Kultur, Wissenschaft und Bildung
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
Für den Zugang zu den Forschungsberichten ist ein sogenannter erweiterter Zugang notwendig. Dieser kann beim Zentrum beantragt werden und setzt ein „berechtigtes Interesse“ voraus. Nähere Informationen hierzu erhalten Sie in der Ausführlichen Anleitung. Sollten Sie bereits über ein Nutzerkonto mit erweitertem Zugang verfügen, loggen Sie sich bitte ein.
Zugehörige Ausstellungen und Publikationen
Inhaltliche Bezüge
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