Zwischen Ratlosigkeit, Triumph und Scham: Provenienzen und Trajektorien von Trophäen kolonialer Jagd in deutschen Museen
Beschreibung
Angesiedelt im Fachgebiet Neuere und Neuste Geschichte an der Universität Kassel, hat das Projekt zum Ziel, die den möglichen Unrechtskontext kolonialer Jagd, respektive ihrer Trophäen zu untersuchen. Die Jagd in den deutschen Kolonien war verbunden mit der Ausbeutung der kolonialisierten Natur ebenso wie mit der Ausplünderung von Menschen und Boden. Die Jagd auf Tiere diente dabei kolonialer Landnahme sowie dem Durchbrechen tradierter Bewegungsräume und Hierarchien. Die Ausbeutung von Ressourcen für den europäischen Markt sowie für Siedler und Kolonialherren in den Kolonien gehört zum Grundgerüst (nicht nur) des deutschen Imperialismus. Jagd kann also in den Unrechtskontext europäischen Kolonialismus eingebunden werden.
Auf koloniale Jagd verweisen zahlreiche Jagdtrophäen, die in Museumsdepots lagern. Sie werden auch wegen der wachsenden Kritik am Trophäenkult und mit Blick auf Arten-, Natur- und Umweltschutz kaum ausgestellt. Das Befassen mit diesen Objekten birgt einen fruchtbaren Zugang zur Aufarbeitung des europäischen Kolonialismus. Trophäen kolonialer Jagd können verschiedene Zeugnisse ablegen: über die an der Jagd Beteiligten, über die Biodiversität, über Präparationstechniken, Tier-Mensch-Verhältnisse, Sammlungspraktiken und Erinnerungskultur. Mit multiperspektivischen Zugängen sollen deshalb grundlegende Fragen zur Sammlungspraxis formuliert und die Trajektorien der Objekte nachverfolgt werden. Daraus wird eine Heuristik entwickelt, diese Objekte als „Animal Remains“ zu diskutieren oder gar zu taxieren, damit, in Anlehnung an den Diskurs um Human Remains und Cultural Remains, so das Ausmaß des Unrechtskontextes der jeweiligen Trophäe abschätzbar wird.
Für exemplarische Tiefenbohrungen werden Konvolute einzelner Jäger in den Sammlungen unserer Kooperationspartner*innen untersucht: Rabe von Pappenheim im Naturkundemuseum im Ottoneum, Kassel, Hans Paasche im Archiv der deutschen Jugendbewegung sowie Gustav Cohrs im Landesmuseum Hannover. Darüber hinaus kooperieren wir mit dem Museumsverband Hessen um in Kontakt mit weiteren lokalen Museen zu treten und zu erheben, wo und wie viele Trophäen kolonialem Ursprungs sich in anderen Häusern befinden.
© Universität Kassel, Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
Proveana liegt aktuell kein Forschungsbericht vor. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Bei Fragen erreichen Sie uns unter proveana@kulturgutverluste.de