Sammlung Wilhelm Dosquet
Grunddaten
Die Kunstsammlung Dosquet war bis 1941 sicherlich eine bedeutende Privatsammlungen in Berlin. Dosquets Kunstsammlung umfasste schwerpunktmäßig drei Objektgruppen: eine aus rund 216 Blatt bestehende Sammlung seltener und wertvoller Grafiken des 18. Jahrhunderts, hochwertige Möbel sowie einen großen Bestand an Kunstgewerbe des 18. und 19. Jahrhunderts, darunter vor allem Gläser und Porzellane bedeutender deutscher und europäischer Manufakturen. Sie umfasste ca. 800 Objekte und spektakuläre Einzelstücke.
Die größte Objektgruppe innerhalb der Sammlung bildete das Porzellan. Elf deutsche und einige weitere europäische Manufakturen wie Sèvres aus Frankreich waren in der Sammlung Dosquet vertreten. Ein erheblicher Anteil davon entfiel auf die älteste europäische Manufaktur in Meißen sowie die Königliche Porzellanmanufaktur in Berlin, aus der Manufaktur Höchst, Wiener Porzellan, der Manufaktur Frankenthal, Thüringer Porzellan und den Manufakturen Wegeli, Fürstenberg, Nymphenburg, Ludwigsburg und Ansbach. 29 Stücke stammten von weiteren europäischen Manufakturen. Neben dem normalen Porzellan waren auch sechs frühe Erzeugnisse aus der Manufaktur Meißen, das sogenannte braune Böttgersteinzeug, Bestandteil der Sammlung Dosquet. Unter anderem besaß Dosquet die seltene Böttgersteinzeug-Figur eines Dottore aus der italienischen Komödie.
Nach den Porzellanen bildeten die Gläser und Möbel die größte Objektgruppe in der Sammlung Dosquet. Besonders hervorzuheben sind drei Rokoko-Möbel aus der Werkstatt des David Roentgen (1743–1807) sowie ein Klappsekretär, der nach einem Entwurf Karl Friedrich Schinkels (1781–1841) gefertigt worden war. In der Sammlung vertreten waren ebenso Fayencen und Steinzeug, Silber, Uhren und Metallarbeiten, Miniaturen, Dosen, Asiatika, Kronleuchter, Teppiche und Tapisserien sowie Fächer.
Die Grafik bestand aus 201 vornehmlich kolorierten Stichen und 15 Lithografien. Unter den Stichen befanden sich 86 Arbeiten der französischen, 78 Arbeiten der englischen und 37 Arbeiten der deutschen Schule.
Sammlungsgeschichte
Dosquet trug seine Sammlung zumindest zum Teil durch die Teilnahme an Auktionen zusammen.
In der Ausstellung „Europäisches Porzellan des XVIII. Jahrhunderts“, die vom 15. Februar bis zum 30.April im Lichthof des Berliner Kunstgewerbemuseums stattfand, waren erstmals eine größere Anzahl von Porzellanen aus Dosquets Besitz zu sehen. Er steuerte unter anderem eine aus mehreren Bergleuten bestehende Figurengruppe der Manufaktur Fürstenberg bei, die auch im Versteigerungskatalog von 1941 enthalten ist.
Dosquet stiftete auch gelegentlich Stücke für die Sammlung des Kunstgewerbemuseums, so etwa 1913 einen Dessertteller aus dem Ovid-Service der Berliner Porzellanmanufaktur aus der Zeit um 1780.
Die Sammlung Dosquet war dekorativ in der Wohnung des Sammlers aufgestellt. Ein Teil der so ausgestalteten Räumlichkeiten wurde in den 1920er Jahren durch den Fotografen Waldemar Titzenthaler aufgenommen und die entstandenen Fotografien 1925 in der Zeitschrift „Die Dame“ veröffentlicht.
Nach dem Tod von Wilhelm Dosquet war seine Frau Antonie die Alleinerbin. Nach deren Tod erbte die Tochter Marie-Theres Thiedig einen Teil der Sammlung.
Seit Ende Januar 1941 ist der bevorstehende Verkauf der Kunstsammlung Dosquet quellenmäßig nachweisbar, veranlasst durch Antonie Dosquet. Zunächst erfolgte die Veräußerung der Farbstiche durch das hierauf spezialisierte Auktionshaus C. G. Boerner in Leipzig. Sein gleichnamiger Inhaber bot das hochwertige Konvolut in Gänze Hans Posse für den Sonderauftrag Linz an. Im April 1941 fand schließlich der Verkauf zu einem Preis von 225.000 RM statt. Das Groß der übrigen Sammlung wurde vom 19. bis 21. Mai 1941 beim Auktionshaus Hans W. Lange in Berlin versteigert, einige Möbelstücke folgten noch am 25. September 1941. Mit Sicherheit kann festgestellt werden: Die Sammlung Dosquet wurde beim Auktionshaus Hans W. Lange als private Einlieferung angenommen und nicht durch staatliche Behörden veräußert.
Die in einem von Marie-Theres Thiedig angestrengtem Wiedergutmachungsverfahren zurückgeforderte Farbstichsammlung befand sich bei Kriegsende in Dresden und wurde dort von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Der Antrag auf Rückerstattung wurde abgewiesen. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass Marie-Theres Thiedig in der Zwischenzeit keine schlüssige Anspruchsbegründung dargelegt habe und auch nicht sicher nachweisen konnte, das Stücke aus der Sammlung ihres Vaters in die amerikanische Zone gelangt waren.
Beziehungen
Personen/Körperschaften
- SammlungsgründerProjektbericht18.03.2020
- Geschäftsbeziehung(Die Farbstichsammlung wurde über die Kunsthandlung C. G. Boerner in Leipzig an Hans Posse für den Sonderauftrag Linz veräußert. (1941) Die vereinbarte Summe von 225.000 RM ist auf das Konto des Auktionshauses Boerner überwiesen worden.)Projektbericht18.03.2020
- Käufer(Hans Posse erwarb die Farbstichsammlung für den Sonderauftrag Linz über die Kunsthandlung C. G. Boerner in Leipzig. (1941))Projektbericht18.03.2020
- Verweist auf(Albert Speer erwarb über eine Auktion ein Möbelstück (Klappsekretär, Berlin um 1825). (19.05.1941-21.05.1941) Später erstand er noch einen Schrank. (25.09.1951))Projektbericht17.06.2015
- Verweist auf(Das Märkisches Museum Berlin ist im Besitz von 35 Objekten der Sammlung, die bei den zwei Auktionen des Auktionshauses Hans W. Lange ersteigert wurden.)Projektbericht17.06.2015
- Verweist auf(Das Stadtmuseum Berlin hat mehrere Objekte aus der Sammlung in seinem Bestand. Der auf der Auktion vom 25.09.1941 von Alfred Speer erworbene Schrank geriet auf bisher nicht geklärte Weise in das Stadtmuseum Berlin.)Projektbericht18.03.2020
- Verweist aufBayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen(Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen erwarb zwei Objekte im Jahr 2000 aus einer Privatsammlung.)Projektbericht18.03.2020
- Verweist auf(Im Bomann-Museum Celle befinden sich mehrere Objekte der Sammlung Dosquet.)Projektbericht18.03.2020
- Verweist auf(Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg besitzt zwei Objekte aus der Sammlung, die im Oktober 1941 bei der Kunsthandlung Ferdinand Knapp Antiquitäten in Berlin (Los-Nr. 225) und im Januar 1943 bei der Kunsthandlung Ludwig Steinhauser in München (Los-Nr. 229) erworben wurden.)Projektbericht18.03.2020
- Verweist auf(Die Klassik Stiftung Weimar hat mehrere Objekte aus der Sammlung Dosquet im Bestand.)Projektbericht18.03.2020
- Verweist auf(Das Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt hat mehrere Objekte aus der Sammlung Dosquet in seinem Bestand.)Projektbericht18.03.2020
- Verweist aufMuseum auf der Heidecksburg in Rudolstadt(Das Museum hat drei Objekte aus der Sammlung in seinem Bestand.)Projektbericht18.03.2020
- Verweist auf(Das Städtische Museum in Wetzlar hat drei Vasen aus der Sammlung in seinem Bestand.)Projektbericht18.03.2020
Ereignisse
- Einlieferer(Teile der Sammlung wurden unter der Chiffre "D., Berlin" auf einer Auktion des Auktionshauses H. W. Lange in Berlin versteigert. Die Dosquet-Sammlung machte über 80 Prozent des Angebots der Auktion aus, denn allein 791 Losnummern lassen sich ihr anhand des Besitzerverzeichnisses zuordnen.(19.05.1941-21.05.1941))Projektbericht18.04.2020
- Einlieferer(Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden drei weitere Möbelstücke aus der Sammlung Dosquet in der Auktion im September 1941 angeboten, die nicht Teil der Versteigerung im Mai waren. Die geschnitzte Barockbank (Los-Nr. 138) wurde für 520 RM an ein Museum verkauft und die Renaissance-Truhe (Los-Nr. 60) von einer Kunsthändlerin erworben. Der auf 4.000 RM taxierte Schrank wurde hingegen für 6.400 RM wie schon der Klappsekretär im Mai 1941 von Rudolf Wolters im Auftrag Albert Speers erstanden.)Projektberichtvermutet,18.03.2020
Weitere Informationen und Quellen
Forschungsprojekte
- Projektbezug
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Archivalien
Literatur & digitale Angebote
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- Wird angeführt inProjektbericht17.06.2015