Bomann-Museum Celle
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Biographical details
Das Bomann-Museum wurde 1892 anlässlich des 600-jährigen Stadtjubiläums von Celle gegründet und konnte 1907 einen Neubau beziehen. Sein erster Leiter Wilhelm Bomann (1848–1926) beschränkte die Sammlungstätigkeit auf die drei Schwerpunkte hannoversche Militär- und Landesgeschichte, ländliche Kulturgeschichte und Celler Stadtgeschichte. In der Anfangsphase war die Ausstellung in einem ehemaligen Schulgebäude untergebracht.
Um 1900 begannen unter der Regie von Wilhelm Bomann die Planungen für einen Museumsneubau, der 1907 gegenüber dem Celler Schloss vollendet und 1915 erweitert werden konnte.
Die Folgen des Ersten Weltkriegs hemmten die weitere Entwicklung. Er führte aber auch dazu, dass Bomann nun erstmals begann, die Sammlungstätigkeit über das Jahr 1866, also das Ende des Königreichs Hannover, hinaus zu erweitern. Unter anderem plante er den Aufbau einer deutschen Ordenssammlung und nahm, wie in vielen anderen Museen auch, Erinnerungsstücke an den Weltkrieg in die Sammlungen auf.
Bis 1938 wurde das Museum von einem Verein getragen, dem zeitweise über 800 Mitglieder angehörten. Mit der Wirtschaftskrise begann ab 1929 eine deutliche Abnahme der Mitgliederzahl. Auch diese Entwicklung führte 1938 zur Gründung einer Trägergesellschaft. Da die Stadt Celle nun erheblich zur Unterhaltung des Museums beitrug, wurde der Handlungsspielraum des seit 1923 amtierenden Direktors Albert Neukirch geringer.
Nach 1933 bis 1937 schieden die einst 16 jüdischen Mitglieder des Museumvereins sukzessive aus. Ein zwangsweiser Ausschluss lässt sich jedoch nicht eindeutig belegen. Dennoch erwarteten die Museumsakteure in Celle durch den Nationalsozialismus eine Aufwertung ihrer Arbeit. Insbesondere die stetige Pflege der militärischen und bäuerlichen Traditionen wurde ins Feld geführt, um die Nützlichkeit der Museumsarbeit für die politischen Ziele der NS-Regierung zu untermauern. Trotz dessen wurde der Museumsverein 1935 in der Presse dafür gerügt, dass er ein geschlossener Kreis sei, der sich nicht genug der NSDAP und ihren Gliederungen, in denen die Jugend und Arbeiter vertreten seien, öffne.
Insbesondere der Kriegsausbruch führte bis 1945 dazu, dass die Stadt Celle und ihr Oberbürgermeister Ernst Meyer auf der Basis des „Führerprinzips“ weitgehend die Geschicke des Museums bestimmten, da die Sitzungen des Museumsvereins und der Gesellschafter immer seltener stattfanden.
Zwischen 1933 und 1945 sind rund 3.000 Eingänge im Inventarbuch verzeichnet. Die Zahl der tatsächlichen Zugänge liegt jedoch deutlich höher und beträgt etwa 6.000 Objekte. Mehrere Zugänge stammten aus lokalem jüdischem Besitz sowie aus Erwerbungen vom Berliner Auktionshaus Hans W. Lange.
1943 begann die Auslagerung besonders wertvoller Museumsbestände. Dennoch blieb das Museum in Celle im Gegensatz zu vielen anderen mit Ausnahme kurzer Unterbrechungen bis Anfang April 1945 geöffnet.
1946 hatten die britischen Aliierten vom Celler Museumsdirektor eine Aufstellung aller seit 1939 erworben Kunstwerke gefordert.
Im April 2018 erfolgte die Restitution einer Anthonie Waterloo zugeschriebenen Waldlandschaft (Gemälde) an die Erbengemeinschaft nach Alfons und Hedwig Jaffé,welches sich seit Februar 1943 im Museumsbestand befunden hatte.
Die Stadt Celle entschloss sich, eine Tapisserie, die einst zur Sammlung Goudstikker zählte, mit dem Vertreter der heutigen Erbin nach Jacques Goudstikker über eine faire und gerechte Lösung zu verhandeln. Als Ergebnis erfolgte die Restitution und ein anschließender Rückkauf.
Network
Person/Corporate bodies
- MuseumsdirektorAlbert Neukirch war Direktor des Museums.Research reports18.03.2020
- GeschäftsbeziehungAb 1940 erfolgten Erwerbungen beim Berliner Auktionshaus Hans W. Lange.26.03.2020
- GeschäftsbeziehungFür die Sammlungen des Museums wurden in den Jahren 1937 bis 1942 mindestens 18 Objekte bei Emil Backhaus erworben, wobei es sich fast ausschließlich um Porzellane und Fayencen handelt. 14 von ihnen sind heute im Sammlungsbestand nachweisbar. Aufgrund der Kenntnisse zu Emil Backhaus besteht für die bei ihm erworbenen Objekte ein begründeter Verdacht auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug.Backhaus, Emil26.03.2020
- Verweist aufNach Iwan Dawoskys Tod 1943 gingen 27 Objekte aus seiner Sammlung in das Eigentum des Museums über. Problematisch ist jedoch zum einen, dass nicht alle der ins Museum gelangten Objekte in den 1926 als auch 1942 von Dawosky erstellten Testament aufgeführt sind. Zum anderen dürfte der Tod der Witwe und Erbin Lydia Dawosky im April 1943 trotz ihres hohen Alters maßgeblich mit ihrer Verhaftung von der Gestapo und somit der nationalsozialistischen Verfolgung in Verbindung stehen. Daher muss mindestens von einem Verdacht auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug ausgegangen werden.26.03.2020
- GeschäftsbeziehungDas Museum erwarb 1939 ein Waffenkonvolut aus der Sammlung des Zeughauses Berlin. Damit wurden im Museum 30 Zugangsnummern vergeben, wobei heute nur 14 Objekte nachweislich im Bestand vorhanden sind. Der Großteil ging vermutlich in der Nachkriegszeit durch Plünderungen oder spätere Abgaben verloren, darunter Objekte mit unverdächtiger als auch eindeutig belasteter Provenienz. Einige Objekte wurden 1963 an den Sammler Horst Schwarz aus Hannover abgegeben.26.03.2020
- Verweist aufNach der Lequidierung der Freimaurer-Loge Zum hellleuchtenden Stern im Orient Celle 1934 gingen Möbel und Bilder in den Bestand des Museums über. Später wurden diese im Museum beschlagnahmt.26.03.2020
- Verweist aufIm Bestand des Museums befindet sich eine Gelbgusskrone aus dem einstigen Eigentum von Olga Heilbronner. Zwei der Erbberechtigten verzichteten auf eine Restituion, da vonseiten der Bundesrepublik Deutschland 1959 bereits eine Entschädigung von 2.783,25 DM an die damalige Erbengemeinschaft gezahlt worden war. Zu den weiteren Nachkommen konnte bisher kein Kontakt aufgebaut werden.26.03.2020
- Verweist aufIm Bestand des Museums befindet sich seit September 1938 ein Konvolut an Drucksachen (8 Objekte) aus dem einstigen Eigentum von Felix Jüdell. Da nicht eindeutig geklärt ist, was Jüdells Motivation war, das Konvolut dem Museum zu stiften, bleibt der Verdacht auf einen NS-verfolgungsbedinten Entzug bestehen.26.03.2020
- Verweist auf1951 wurde Kellermann von der Stadt Celle beauftragt, ein Verzeichnis der seit 1937 vornehmlich zur Ausstattung des Schlosses erworbenen Kunstschätze zu erstellen, an deren Ankauf er maßgeblich beteiligt war.26.03.2020
- Verweist aufDas Museum ersteigerte auf einer Auktion bei Hans W. Lange am 3./4.12.1940 eine Renaissance-Truhe, die zuvor zum Bestand der Kunsthandlung Goudstikker zählte. Die genaue Provenienz vor 1940 ist noch unklar, sodass der Verdacht auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug besteht.26.03.2020
- Geschäftsbeziehung1933 erwarb das Museum von Paula Lang ein Konvolut von 43 Objekten (heute 37 vorhanden), überwiegend aus Zinn. Der vereinbarte Verkaufspreis von 150 RM wurde an Paula Lang ausgezahlt und die Veräußerung an das Museum war unter den gegebenen Umständen im Sinne der Eigentümerin. Zudem scheint sich Museumsdirektor Neukirch wohlwollend verhalten zu haben. Dennoch war der Verkauf eine Folge der antijüdischen Maßnahmen des Jahres 1933, von denen die Familie von Paula Lang bereits betroffen war.26.03.2020
- Verweist aufDer Bankier Leser, der als auswärtiges Mitglied in Hildesheim lebte, wurde bis 1945 weiter in der Liste als jüdisches Mitglied des Celler Museumsvereins geführt.Leser26.03.2020
- Verweist aufJulius Löwenstein war jüdisches Mitglied des Celler Museumsvereins.Löwenstein, Julius26.03.2020
- Verweist aufDer Oberbürgermeister Ernst Meyer betrachtete besonders die Wiederausstattung der repräsentativen Räume des Celler Schlosses als persönliche politische Lebensaufgabe. Zudem war er intensiv an den Ankäufen von Kulturgütern für die Museumssammlung und das Celler Schloss beteiligt.26.03.2020
- Verweist aufKaufmann Robert Meyer war jüdisches Mitglied des Celler Museumsvereins und tätigte bis 1933 Stiftungen für die Museumssammlung.Meyer, Robert26.03.2020
- Verweist aufVor dem Ersten Weltkrieg wuchs die Zahl der Mitglieder des 1892 gegründeten Museumsvereins auf über 800 an und auch die Zahl der jüdischen Mitglieder erreichte mit 16 Personen ihren Höchststand. Generell erlebte der Museumsverein seit Ende der 1920er Jahren einen deutlichen Rückgang der Mitgliederzahlen, der besonders während der Weltwirtschaftskrise stark ausgeprägt war, sich aber auch in der NS-Zeit in vermindertem Tempo fortsetzte. Der Verein zählte 1933 nur noch 472 Personen in seinen Reihen, 1939 waren es noch 320.Museumsverein Celle26.03.2020
- Verweist aufIn der Sammlung des Bomann-Museums konnte ein Werk identifziert werden, dessen Provenienz auf Cornelius Postma zurückgeht. Es besteht der Verdacht auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug.Postma, Cornelis26.03.2020
- Verweist aufBis zu seinem Tod 1937 war Otto Rheinhold Mitglied im Celler Museumsverein.26.03.2020
- Verweist aufSatorius Rheinhold war Mitglied im Celler Museumsverein.Rheinhold, Satorius26.03.2020
Events
- Verweist aufIm Museumsbestand befindet sich seit 1943 ein Gemälde, welches 1909 auf einer Auktion bei Hugo Helbing zur Versteigerung kam. Da in der Zeit dazwischen die Besitzerwechsel nicht lückenlos geklärt werden konnnten, besteht der Verdacht auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug.26.03.2020
- Verweist aufIm Ratssilberbestand der Stadt Celle befindet sich seit 1942 ein Pokal, welcher 1929 auf einer Auktion bei Hugo Helbing zur Versteigerung angeboten wurde, jedoch an seinen Einlieferer (Kunsthandlung M. Salomon) zurückging. Da die Provenienz für den Zeitraum zwischen 1929 und Mai 1941 noch ungeklärt ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Pokal verfolgungsbedingt veräußert werden musste.26.03.2020
- Teilnehmer26.03.2020
- KäuferDas Museum erwarb auf der Versteigerung eine Tapisserie, die sich zuvor im Arbeitszimmer von Jacques Goudstikker in seinem Schloss Nijenrode befunden hatte sowie eine Truhe, die zuvor zum Bestand der Kunsthandlung Goudstikker zählte.26.03.2020
- KäuferDas Museum erwarb auf der Versteigerung (1941) Objekte u.a. aus der Sammlung Dosquet. Bei anderen Objekten konnte die vorherige Provenienz nicht zweifelsfrei geklärt werden, wodurch weiterhin ein gewisser Verdacht für einen NS-Verfolgungsbedingten Entzug besteht.Research reports18.03.2020
- Verweist aufZum Bestand des Museums zählt ein Gemälde, welches sich auf der Auktion bei Hans W. Lange am 16. Dezember 1941 befand.Research reports18.03.2020
- KäuferDer Direktor des Museums Neukirch erwarb für die Ausstattung des Celler Schlosses auf einer Auktion bei Hans W. Lange, die am 12. und 13 Mai 1942 stattfand, u.a. eine Gelbgusskrone, die aus dem einstigen Besitz von Olga Heilbronner stammte.26.03.2020
- KäuferBei einer Auktion des Kunsthändlers Hans W. Lange, die vom 27. bis 29. Januar 1943 stattfand, erwarb das Museum mehrere Werke, u.a. aus der beschlagnahmten Sammlung Jaffé. Einige Werke stammten aus bisher nicht ermittelbaren Sammlungen, so dass ein verfolgungsbdingter Enzug nicht ausgeschlossen werden kann und bzw. auch aufgrund der vielen nachgewiesenen Verkäufe von NS-Raubgut bei Hans W. Lange auch von einem gewissen Verdacht ausgegangen werden muss.26.03.2020
- TeilnehmerVertreter des Museums besuchten die Auktion bei Hans W. Lange im April 1943.26.03.2020
- KäuferDas Museum erwarb auf der Auktion bei Hans W. Lange Kunstobjekte. Es besteht der Verdacht auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug bei der Frage der Herkunft einiger Objekte.26.03.2020
- VeranstalterSonderausstellung des Bomann-Museums Celle vom 05.07.2019 bis zum 29.03.2020.
Collections
- Verweist aufSeit Februar 1943 befindet sich im Museumsbestand ein Gemälde aus der Sammlung Bechtold.26.03.2020
- Verweist aufDas Museum besitzt mehrere Objekte aus der Sammlung Dosquet.Projektbericht18.03.2020
- Verweist aufSeit Oktober 1940 befindet sich im Bestand des Museums eine holländische Sitzgarnitur, die aus dem einstigen Eigentum von Hackelsberger stammt. Da bisher unklar ist, wann, von wem und wie die Sitzgarnitur in das Eigentum Hackelsbergers übergegangen ist, kann aufgrund der bisherigen Sachlage auch ein vorheriger NS-verfolgungsbedingter Entzug nicht ausgeschlossen werden.Sammlung HackelsbergerProjektbericht18.03.2020
- Verweist aufSeit Februar 1943 befindet sich im Bestand des Museums das Gemälde Christus am Kreuz, das aus der Sammlung Heinrich Hoffmann stammte. Es besteht ein Verdacht auf einen vorherigen NS-verfolgungsbedingten Entzug.26.03.2020
- Verweist aufDas Museum erwarb im Januar 1943 ein Gemälde aus der Sammlung Jacques Koerfer auf einer Auktion bei Hans W. Lange in Berlin. Heute gilt die Provenienz des Gemäldes als verdächtig, da zuvor 1940 ein Eigentumswechsel stattgefunden hatte und der Vorbesitzer nicht geklärt werden konnte.26.03.2020
References
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- Wird angeführt inIngraham Davies, Alice. Jan van Kessel, Doornspijk: Davaco Publishers, 1992.26.03.2020
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