Langfristige Aufarbeitung der frühen Sammlungsankäufe und Schenkungen der 1940er und 1950er Jahre
Description
In der Sammlung des Stadtmuseums Tübingen erhärten verschiedene Ankaufskonvolute Verdachtsmomente in Bezug auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Raubgut. Dabei handelt es sich um drei verschiedene Bereiche: Zum einen geht es um die regulären Eingänge ins Museum in der Zeit zwischen 1933 bis 1945, zum anderen um die Ankäufe in der unmittelbaren Nachkriegszeit der 1950er Jahre und zuletzt um Schenkungen von NS-belasteten Universitätsprofessoren Tübingens. Diese drei Konvolute gilt es sukzessive zu erschließen, um die Provenienzen der Einzelobjekte zu recherchieren und solche mit belasteter Herkunft zu ermitteln.
Zugänge zwischen 1933-1944: Bei diversen Ankäufen der 1930er und 1940er Jahren gibt es keinen Vermerk über die Provenienz in den Inventar- und Eingangsbüchern, häufig findet sich nur der Name des Verkäufers. Bei Schenkungen ist der Name des Schenkers verzeichnet, nicht aber die zurückliegende Objektgeschichte. Um nachweisen oder ausschließen zu können, dass Besitztümer in die Städtische Sammlung Tübingens eingegangen sind, die zuvor aufgrund von Druck entäußert werden mussten, wird hier intensiv nach den Vorbesitzern und dem Hintergrund der Veräußerung recherchiert.
Ankäufe nach 1945: Der Kulturamtsleiter Dr. Rudolf Huber baute nach Kriegsende eine Städtische Kunstsammlung auf und hat Anfang der 1950er Jahre vor allem expressionistische Grafik des 19. und 20. Jahrhunderts sowie hochwertige, mittelalterliche und barocke Kunst zu teils sehr günstigen Preisen angekauft. Viele der Personen aus dem Kunsthandel, von denen Objekte gekauft wurden, sind am NS-Kunstraub beteiligt gewesen, so vor allem der Kunsthistoriker Dr. Wilhelm Rüdiger, der im NS-Kunstbetrieb aktiv und 1945 als Hauptbelasteter eingestuft wurde sowie nach 1945 bei den großen Kunst- und Auktionshäusern in Stuttgart (Kunstkabinett Ketterer) und Köln (Lempertz) mitwirkte oder auch das Kunstkabinett Klihm in München, dessen Eigentümer, Dr. Hans Helmut Klihm, ab 1941 mit Dr. Hans Posse, dem Sonderbeauftragten für den Aufbau des Führermuseums in Linz, zusammenarbeitete. Zum belasteten Personenkreis zählt auch Adolf Weinmüller in München, der während der Zeit der nationalsozialistischen Regierung eine Monopolstellung im Münchner Auktionswesen hatte und der viele beschlagnahmte und geraubte Kunstwerke verkaufte.
Schenkungen von Tübinger Persönlichkeiten nach 1945: Zahlreiche Personen von Stadt und Universität waren eng mit dem Nationalsozialismus verbunden und haben gleichzeitig Schenkungen an die Städtischen Sammlungen gemacht. In diese Kategorie gehören zwei Judaica: eine bereits restituierte Thorascheibe und ein jüdisches Tuch, die in Lost Art eingestellt sind. Bei vielen weiteren Schenkungen der 1950er Jahre ist selbst der Schenkende oftmals nicht genannt, und es finden sich keine weiteren Aufzeichnungen über die Objektgeschichte.
(c) Stadtmuseum Tübingen
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- Verweist aufSumerauer, Peter; Zotta, Carmen: Helmuth Domizlaff - Der Antiquar als Botschafter, in: Mühlrad, Schulbank und Carriere - Geschichte und Familienüberlieferungen der Domizlaff aus Pommern und Preußen, Tübingen 2003, S. 485-501
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- Verweist aufVerleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933. Ein biografisches Handbuch von Ernst Fischer. Elbingen 2011
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