Systematische Provenienzforschung für die Erwerbungen des Leopold-Hoesch-Museums zwischen 1946 und 1968 / Systematische Provenienzforschung für die Erwerbungen des Leopold-Hoesch-Museums seit 1933
Description
Gibt es unter den zwischen 1946 und 1980 vom Leopold-Hoesch-Museum (LHM) erworbenen Kunstwerken NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter und sind die beiden Werke, für die Restitutionsanfragen vorliegen, Raubkunst? Zu Projektbeginn wurde jedoch festgestellt, dass der Untersuchungszeitraum erweitert werden musste: Welche Erwerbungen machte das Museum in der Zeit von 1933 bis 1945 und wie setzte sich die Vorkriegssammlung zusammen?
Das Projektziel war die systematische Erforschung der Provenienzen von Gemälden, Plastiken, Pastellen, Aquarellen, Handzeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien u.a.m. und ihre wissenschaftliche Dokumentation.
2040 Objekte sollten untersucht werden. Darin eingeschlossen war der Altbestand, soweit er ab 1933 in die Sammlung kam und noch vorhanden ist. Bis August 2017 wurden 1754 Objekte (111 Gemälde, 11 Skulpturen, 1628 Arbeiten auf Papier1) plus ein „Konvolut“ von ca. 500 historischen Fotografien untersucht (mit Letzteren insgesamt 2254 Objekte). Zunächst wurden die Gemälde der Sammlung untersucht. Ab Februar 2016 war mit der Untersuchung der Grafiksammlung begonnen worden. Im August 2017 konnte die Untersuchung der grafischen Sammlung abgeschlossen werden, auch wenn ein Rest von 286 Objekten keiner eingehenderen Prüfung mehr unterzogen wurde. Denn bei diesen Grafiken handelt es sich zum einen vor allem um Erwerbungen aus der Vorkriegssammlung, die keine Provenienzmerkmale aufweisen und deren Herkunft unbekannt ist, und zum anderen um Arbeiten von regionalen Künstlern, die in engerer Beziehung zum Museum standen. In diesem Sammlungsbestand befinden sich: 1. eine große Anzahl von Drucken aus der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die als Kunstdrucke bekannte Werke der westeuropäischen Kunstgeschichte reproduzieren und für die Kunstvermittlung im Museum und in Dürener Schulen gedacht waren (es handelt sich um keine künstlerischen Originalgrafiken); 2. Zeichnungen und Druckgrafiken von im NS nicht verfolgten Künstlern, die heute entweder vergessen oder nur noch regionale Bedeutung haben.
Es wurde die ganze, von 1951 bis 1961 angekaufte, private Grafiksammlung des Dürener Malers und Sammlers Hans Beckers (497 Objekte) untersucht, des Weiteren 717 Objekte, die das LHM und der Museumsverein Düren von 1933 bis 1980 erwarben, sowie der Ankauf von 118 Drucken von Giovanni Battista Piranesi 1942 und von ca. 300 Guckkastenbildern zwischen 1936 und 1940.
Insgesamt gibt es sieben Restitutionsfälle und ein Restitutionsbegehren, dem nicht stattgegeben worden ist. Betroffen sind 181 Objekte (zwei Gemälde und 179 Grafiken). Priorität hatten zu Projektbeginn zwei Restitutionsbegehren (Ernst Ludwig Kirchner, Frauen auf der Straße, Pastell, eventuell Sammlung Prof. Dr. Curt Glaser, Berlin; Heinrich Campendonk, Bild mit Tieren, Öl/Leinwand, Sammlung Alfred / Hans Hess, Erfurt). Beide Restitutionsbegehren gehören zu den nach 1945 erworbenen Kunstwerken. Hinzu kamen folgende Restitutionsfälle, für die nach den Erben bzw. Nachfahren gesucht und die Verhandlungen für eine gerechte und faire Lösung begonnen wurde: 1. Karl Schmidt-Rottluff, Ostsee, Öl/Leinwand, Sammlung Hugo Benario, Berlin; 2. Wenzel Hollar, Jahreszeiten als Straßburger Ansichten, vier Radierungen, Sammlung Theodor Apel, Ermlitz; 3. Nicolaus Berchem, Die Furt, Contreepreuve, Sammlung Regina Weiss, Ansbach; 4. Adolph Menzel, drei Holzschnitte, Sammlung Clara Kirstein, Leipzig; 5. Adolph Menzel, 69 Druckgrafiken, Sammlung Ludwig Ginsberg; 6. 102 Druckgrafiken und Handzeichnungen (Honoré Daumier, Thomas Rowlandson, Max Slevogt u. a.), Sammlung Eduard Fuchs, Berlin.
Das 1905 gegründete und vom Museumsverein und der Stadt Düren getragene LHM wurde 1944 bei Luftangriffen schwer beschädigt. Ein Großteil seiner Sammlung wurde zerstört oder ist seitdem verschollen. Nach der 1949 erfolgten Neugründung des Museumsvereins Düren wurde die Kunstsammlung durch Neuerwerbungen, Stiftungen und Schenkungen wiederaufgebaut und insbesondere eine Expressionismussammlung zusammengetragen. Unter den ca. 50 Kunsthändlern, Galerien und Auktionshäusern, mit denen das LHM in der Vor- und Nachkriegszeit zusammenarbeitete, waren Händler, die nachweislich mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut handelten: Hermann Abels / Köln, C. G. Boerner Düsseldorf / vormals Leipzig, Karl Buchholz / Berlin, Günther Franke / Berlin, Wilhelm Grosshennig / Düsseldorf, Hildebrand Gurlitt Düsseldorf / Hamburg, Hella Nebelung, Düsseldorf, Dr. Hans Helmut Klihm / München, Wilhelm Koeberlin / München, Alexander Vömel / Düsseldorf.
Für die Grafiksammlung wurden ab 1934 Werkkonvolute und „größere Sammlungen von Kupferstichen“ u. a. auf Auktionen von Max Perl / Berlin, C. G. Boerner / Leipzig, und Karl & Faber / München, erworben. Sowohl in diesen als auch in der Grafiksammlung Beckers konnte Raubkunst identifiziert werden.
(c) Leopold-Hoesch-Museums
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