Provenienzforschung in den Sammlungen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation
Description
In den Jahren 2018 bis 2020 fand in den Sammlungen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation (MSPT) ein durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste (DZK) gefördertes Provenienzforschungsprojekt statt.
Aufgrund der wechselhaften Geschichte der Sammlung und der sehr heterogenen Objektbestände begannen die Arbeiten im Archiv mit der Auswertung der Verwaltungsakten aus der Zeit von 1933 bis 1945. Im Ergebnis gelang es hier anhand von verschiedenen Schriftwechseln sechs Briefmarkensammlungen aus dem bayrischen und eine aus dem serbischen Raum als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut zu identifizieren. Im weiteren Verlauf des Projektes kam es zur Auswertung eines überlieferten Erwerbsbuches des Untersuchungszeitraumes. Hier fanden sich 1.112 Datensätze, in denen über 2.500 Objekteingänge beschrieben wurden, die alle einzeln untersucht werden mussten. Die Hauptaufgabe war hier, Überschneidungen in den Überlieferungen zu suchen und zu finden: Über diesen Arbeitsschritt konnte ein Posthausschild aus dem Jahr 1754 sowie ein Buch mit eindeutigem Entziehungskontext und sechs Gemälde, die über die Galerie W. A. Luz ins Museum gelangten, ermittelt werden. Dazu kamen insgesamt 496 Objekteingänge, die als „verdächtig“ eingestuft werden mussten, da hier Lücken in der Provenienz nicht ausgeräumt werden konnten oder aber der Erwerb unter unklaren Umständen zu Stande kam. Darüber hinaus ließ sich durch die Untersuchung die Herkunft von 207 Objekten als „kriegsbedingt verbrachte Kulturgüter“, von 365 Objekten als zumindest „unklar“ und insgesamt 1.672 als legitime Erwerbungen des Reichspostmuseums definieren.
Des Weiteren standen die ehemaligen Unterabteilungen des Reichspostmuseums, ihre Ankauf- und Sammlungspolitik in den Jahren 1933 bis 1945 sowie die Aufarbeitung des Netzwerkes zur Devisenbeschaffung und des Handels mit NS-verfolgungsbedingt enteigneten Briefmarkensammlungen im Fokus des Projektes. Hier konnte eine systematische Verwertung von beschlagnahmten Briefmarkensammlungen ab 1943 aufgedeckt werden: Durch die Reichsstelle für Papier kam es zu einer Taxierung der Bestände durch den Gutachter Hans Bibeljé, aufgrund dessen Bewertung die Marken entweder ins Ausland (Schweiz, Schweden und Ungarn) verkauft oder aber an Briefmarkenhändler im Deutschen Reich versteigert wurden. Insgesamt konnte durch die Forschung nachgewiesen werden, dass in allen Sammlungsbereichen Objekte mit belasteter oder zumindest verdächtiger, respektive lückenhafter Provenienz vorhanden sind. Daher kann dieses Projekt als Grundlagenarbeit angesehen werden, auf dessen Basis weitere Ergebnisse bei der laufenden Inventarisierungsarbeit zu erwarten sind.
(c) Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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Research report and other sources
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