Oberrat der Israeliten Badens

Der Oberrat der Israeliten Badens wurde am 13. Januar 1809 von der großherzoglichen badischen Regierung als Landesverband aller Juden gegründet und sprach den badischen Juden die Rechtsstellung einer Religionsgemeinschaft zu.

Erst im Jahr 1862 erhielten die Juden in Baden die volle Gleichberechtigung. Mit der Einführung des Prinzips der Einheitsgemeinde, die allen Gruppen Raum bot, nahm man sich der innerjüdischen religiösen Differenzierungen im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts an. Mit dem Umzug in eigene Räumlichkeiten außerhalb des Ministeriums wurde das Erreichen einer Unabhängigkeit von staatlicher Aufsicht im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts offenkundig. Erst in der Weimarer Republik konnten die Oberratsmitglieder durch die Gemeindemitglieder gewählt werden, bis 1918 waren sie vom Großherzog auf Vorschlag des Innenministeriums berufen worden. Mit einer neuen Satzung erhielt die jüdische Religionsgemeinschaft 1923 ihre volle Autonomie und wurde den christlichen Landeskirchen gleichgestellt.

Der Oberrat baute eine umfangreiche Bibliothek auf, deren Bestand zwischen 1928 und 1932 in insgesamt drei gedruckten Katalogen erfasst wurde. Eine Wanderbibliothek versorgte kleinere Gemeinden mit Literatur. Während der Zeit des Dritten Reichs unterstützte der Oberrat Pläne zur Vermittlung von beruflicher Weiterbildung, damit Jüngere eine höhere Chance auf ein Visum zur Emigration hatten.

Im März 1938 wurden sowohl den jüdischen Gemeinden als auch dem Oberrat der Israeliten Badens die Körperschaftsrechte aberkannt. Der Oberrat wurde der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland mit Sitz in Berlin als Bezirksstelle Baden-Pfalz eingegliedert. Diese Bezirksstelle wurde mit Sitz in Karlsruhe direkt der Gestapo unterstellt. Nachdem die meisten badischen Juden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert worden waren, musste die Bezirksstelle die noch nicht deportierten Juden und Personen jüdischer Herkunft auf die Deportation vorbereiten und war für die Eintreibung der Abgaben an die Reichsvereinigung zuständig.

Zu welchem Zeitpunkt das Archiv und die Bibliothek des Oberrats der Israeliten Badens beschlagnahmt worden sind, ließ sich aufgrund der in Karlsruhe nur sehr bruchstückhaften Überlieferung von Akten zum Oberrat nicht rekonstruieren.

Der Oberrat der Israeliten Badens reichte zwischen 1947 und 1952 zahlreiche Rückerstattungsanträge für beschlagnahmtes oder verkauftes Gemeindevermögen bei den Behörden ein.

Der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden (IRG Baden) ist der Rechtsnachfolger des Oberrats der Israeliten Badens.