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Mitglied der Reichskammer der Bildenden Künste.
Anna Caspari wurde als jüdische Kunsthändlerin nicht mit demselben Druck verfolgt wie andere und erhielt Sondergenehmigungen für Reise und Ausfuhren.
Nach dem Tod ihres Mannes geriet Annie Caspari in erhebliche finanzielle und wirtschaftliche Schwierigkeiten; auch der Gesamtwert der Galerie Caspari sank. Sie musste bei verschiedenen Privatpersonen und Banken Kredite aufnehmen und ihren Privatbesitz und das Vermögen ihrer zwei Söhne nutzen. Zu den Privatpersonen gehörte Anna-Marie Geiger, bei der Caspari am 01.08.1933 15.000 RM Schulden hatte und ihr bereits im Dezember 1931 als Sicherheit einige Gegenstände übereignete, eine Frau Zack in Paris (750 RM) sowie ihre Eltern.
Zwischen Juli und August 1933 schloss Caspari Verträge mit drei verschiedenen Bankhäusern ab, denen sie als Sicherheit für ihre Schulden eines großen Teil ihrer Bilder übereignete: Am 26.07.1933 und 01.08.1933 mit dem Bankhaus Hardy & Co. (ging auf einen bereits bestehenden Vertrag vom 25.03.1932 zurück) , am 31.07.1933 mit der Dresdner Bank und am 19.07.1933 ergänzte Caspari einen bereits bestehenden Vertrag ihres Mannes mit einem Nachvertrag mit dem Bankhaus Herzog & Meyer.
Die Reichskammer der Bildenden Künste erteilte ihr am 16.09.1935 Berufsverbot. Caspari erhob Einspruch und konnte ihren Beruf vorerst weiter ausüben.
Umzug in das Hotel Continental, in dem Caspari zwei Zimmer bewohnte und weiterhin als Kunsthändlerin tätig war. Die alten Galerieräume nutzte sie als Lager.
Im Zuge der sog. "Judenaktion" wurden aus dem Privat- und Firmenbesitz zwölf Gemälde und eine ca. 117 Bände umfassende Bibliothek sichergestellt.
Berufsverbot wegen "nicharischer Abstammung". Am 31.12.1938 wurde außerdem ihr Führerschein eingezogen.
Caspari zog einen erneut gestellten Antrag auf Ausstellung eines Reisepasses zu Geschäftszwecken zurück und erbat die Genehmigung zur Auswanderung nach England. Sie erhielt eine Arbeitsbescheinigung als Kunsthändlerin in England, wurde aber in ihrem Reisepass als Jüdin gekennzeichnet.
Caspari wurde wegen einer vorläufigen Sicherheitsanordnung nach §37a des Devisen-Gesetzes verhaftet, kam aber am folgenden Tag wieder frei.
Die Gestapo München, unter der Leitung von Kriminalkommissar Josef Karl Gerum, beschlagnahmte im Januar 1939 aus der Privatwohnung im Hotel Continental und dem Lager der Galerie Bilder, Graphiken und rund 140 Bücher. Bei der Beschlagnahme waren verschiedene Kunstsachverständige anwesend: Dr. Karl Feuchtmayr, Dr. Friedrich Möhl und Dr. Thomas Muchall-Viebrock.
Über die Münchner Spedition Heller wurden die beschlagnahmten Kulturgüter an die Bayerische Staatsbibliothek, das Bayerische Nationalmuseum sowie die Staatliche Graphische Sammlung München gegeben.
Deportation in das Ghetto Kaunas (Kauen), wo sie wenige Tage später verstarb.
26 Gemälde fanden sich nach dem Krieg im Staatskommissariat für Rassisch, Religiös und Politisch Verfolgte wieder (später Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung) und wurden in den Central Collecting Point München gebracht. Vermutlich wurden diese Gemälde bei Adolf Weinmüller und Julius Böhler gelagert, die sie 1946 dem Staatskommissar für die Betreuung der Juden in Bayern übergaben. Weitere Werke aus dem früheren Besitz Casparis gelangten in den CCP aus der Pinakothek München, der Städtischen Galerie München, der Städtischen Galerie Pfeffenhausen sowie aus dem Kloster Beuerberg.
Die Erben von Caspari stellten mit dem Bevollmächtigten Dr. Philipp Auerbach einen Rückerstattungsantrag zur Rückerlangung der 1939 beschlagnahmten Bibliothek.
36 Gemälde wurden aus dem Central Collecting Point an die Erben von Annie Caspari restituiert. Zwei Gemälde wurden von Max-Peter Meyer beansprucht, der Caspari seine Gemälde zum Verkauf anvertraute, die dann zusammen mit ihrem Besitz konfisziert wurden.
Rückgabe von vier Büchern aus der Bayerischen Staatsbibliothek.
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Personen/Körperschaften
- Aufbewahrende InstitutionIn den Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek gelangten rund 140 Bücher aus Casparis beschlagnahmten Besitz.25.09.2016
- Aufbewahrende InstitutionIn den Bestand der Staatlichen Graphischen Sammlung gelangten Kulturgüter aus Casparis beschlagnahmten Besitz. Diese Papierarbeiten wurden am 12.07.1944 im Luftkrieg vernichtet.25.09.2016
- Berufliche BeziehungAdolf Weinmüller hald Caspari durch niedrige Taxierungen, manipulierte Transaktionen oder Einlagerungen von Kunstwerken.06.2011
- GeschäftsbeziehungVertrag mit der Dresdner Bank, der sie zur Sicherheit für ihre Schulden einen Teil ihrer Bilder übereignete. (31.07.1933)16.03.2017
- GeschäftsbeziehungErgänzung eines Vertrags ihres Mannes mit dem Bankhaus Herzog & Meyer, denen sie zur Sicherheit für ihre Schulden einen Teil ihrer Bilder übereignete. (19.07.1933)16.03.2017
- GeschäftsbeziehungKooperierte mit Julius Böhler bis November 1938. Böhler bewahrte ein Bild Casparis bei sich auf.16.03.2017
- GeschäftsbeziehungGeschäftskontakte mit Karl Haberstock bis Dezember 1938.16.03.2017
- GeschäftsbeziehungDas Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda erteilte Caspari eine offizielle Handelsgenehmigung für autorisierte internationale Exportgeschäfte. Für die Pflege der internationalen Handelsgeschäfte besaß Caspari bis Ende 1938 einen Reisepass.16.03.2017
- BeteiligterKarl Feuchtmayr war als Kunstsachverständiger an der Beschlagnahme beteiligt. (19.01.1939)16.03.2017
- BeteiligterThomas Muchall-Viebrock war als Kunstsachverständiger an der Beschlagnahme beteiligt. (19.01.1939)16.03.2017
- BeteiligterFriedrich Karl Möhl war als Kunstsachverständiger an der Beschlagnahme beteiligt. (19.01.1939)16.03.2017
- BeteiligterJosef Gerum leitete die Beschlagnahmeaktion. (19.01.1939)16.03.2017
- Verweist aufDie Pinakothek übergab dem CCP München ein Werk aus dem Vorbesitz Caspari.16.03.2017
- Aufbewahrende InstitutionDie Müncher Kunsthandels-Gesellschaft lagerte 12 Werke aus Casparis Eigentum, die bei einem Fliegerangriff zerstört wurden. (09.1942)16.03.2017
- Verweist aufDie Städtische Galerie München übergab dem CCP München ein Werk aus dem Vorbesitz Caspari.16.03.2017
- GeschäftsbeziehungFriedrich Heinrich Zinckgraf und Anna Caspari unterhielten eine rege Geschäftsbeziehung.06.2011
Sammlungen
- Besitzer, Eigentümer
Provenienzmerkmale
- Verweist aufExlibris von ihrem Ehemann Georg Caspari.25.09.2016
References
Forschungsprojekte
- Project reference