Eisenmann, Margarethe
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Margarethe Eisenmann erbte Teile der Kunstsammlung ihres Ehemanns.
Unter dem Druck der SS musste Eisenmann ihr Haus am Tirpitzufer 84 an das Oberkommando der Reichsmarine für 235.000 RM verkaufen. Der Verkaufspreis gelangte gemäß der Verordnung über die Einsetzung des jüdischen Vermögens vom 3. Dezember 1938 nicht in die Hände Margarethe Eisenmanns. Der Großteil wurde zur Abdeckung der auf dem Haus lastenden Hypotheken in Höhe von 187.571 RM verwendet. 31.410,60 RM wurden als Judenvermögensabgabe an das Deutsche Reich abgeführt. Des Weiteren wurde eine Maklerprovision von 7.000 RM erhoben. Der Rest von 6.418,40 RM wurde auf ein Sperrkonto bei der Deutschen Bank angewiesen, das später beschlagnahmt wurde.
Einen Großteil ihrer Wohnungseinrichtung, die bis dahin im Keller und der Tiefgarage eingelagert waren, verkaufte Eisenmann über die Maklerin Helen Siodmak für 40.000 RM.
Der größere Teil der eingeforderten Judenvermögensabgabe wurde aus dem Verkauf des Hauses am Tirpitzufer an das Deutsche Reich abgeführt, zusätzlich wurde ein Gemälde (Lucas Cranach, Auferstehung Christi) gepfändet, dass sich seit der Großvatergeneration in Familienbesitz befand. Es wurde für eine mögliche Aufnahme in Hitlers Privatsammlung begutachtet und anschließend für die Reichskanzlei erworben.
Silber und Juwelen hatte Margarethe Eisenmann bei der Städtischen Pfandleihanstalt in der Jägerstraße abzugeben. Diesen Weg gingen Besteckkästen, ein Teeservice und Tablett aus Silber, ein Rokokokandelaber, eine silberne Obstschale, Schüsseln und Saucieren, eine goldene Tasche mit Saphiren und Brillanten, eine goldene Damenkapseluhr sowie eine goldene Kette mit Saphiren. Der Verlust wurde mit 20.680 RM beziffert. Im Winter 1941/42 musste Margarethe einen noch 1939 für 800 RM erstandenen Nerz-Murmel-Mantel bei der Abgabestelle Jüdische Gemeinde, Joachimsthaler Str. 13, abliefern. Sie trug ihn persönlich dorthin und sah, wie er in einem großen Saal auf einen großen Haufen geworfen wurde. Eine Quittung erhielt sie nicht.
Ab September 1941 musste Eisenmann einen Judenstern tragen.
Margarethe Eisenmann hatte einen so genannten Heimeinkaufsvertrag abgeschlossen und rund 12.000 RM für eine „Altersversorgung“ in Theresienstadt an die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland überwiesen. Der Vertrag sollte „lebenslange kostenfreie Unterbringung, Verpflegung und Krankenversorgung“ garantieren. An die Jüdische Kultusvereinigung leistete sie zudem einen Zwangsbeitrag von 12.040 RM. Der Überweisungsbeleg enthält den Vermerk „Transportkosten“. Die Überweisung erfolgte von ihrem Konto bei der Deutschen Bank aus am 1. September 1942, dem Tag ihrer Deportation.
Mit dem Transport I/56 wurde sie von Berlin aus ins Ghetto Theresienstadt (Gefangenen-Nummer 5761) und von dort aus am 29. September 1942 ins Konzentrationslager Treblinka (Gefangenen-Nummer 352) deportiert. Ihr Todesdatum ist unbekannt. Sie galt zunächst als „vermisst“ und wurde am 14. März 1946 durch Entscheidung des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg rückwirkend für tot erklärt zum 1. September 1942.
Ihre wertvollsten Besitztümer lagerte Eisenmann bei der Speditionsfirma Jacoby in einem Speicher in der Kaiserstraße am Alexanderplatz ein. Diese wurden 1942 von der Gestapo beschlagnahmt und nach ihrer Deportation versteigert.
Nach der Deportation wurden im Januar 1944 zu Gunsten des Oberfinanzpräsidenten Margarethe Eisenmanns Konten eingezogen. Der Gegenwert betrug 11.176,15 RM aus einem laufenden Konto und 11.065 RM aus einem Sperrkonto. Das Geld wurde am 21. Januar 1944 an die Oberfinanzkasse Berlin überwiesen. Das Bankguthaben stammte aus dem Verkauf der Möbel und Kunstgegenstände bei der Enteignung des Grundstücks Tirpitzufer 84.
Margarethe Eisenmanns Sohn Günter Eisenmann stellte im Namen seiner Mutter einen Entschädigungsantrag über ihre Vermögensverluste, die sich auf 373.600 RM beliefen.
Im Rückerstattungsverfahren des Gemäldes (Lucas Cranach, Auferstehung Christi), das von der Reichskanzlei gekauft wurde, wurde es zunächst mit einem Werk (Cranach-Werkstatt, Dame mit Putten) verwechselt. Dieses wurde 1942 jedoch von Eisenmann an ihre Schwiegertochter Grete Eisenmann verschenkt, die es von Helen Siodmak 1943 verkaufen ließ. Beide Werke konnten nicht ausfindig gemacht und rückerstattet werden.
Das Gemälde (Lucas Cranach, Auferstehung Christi) wurde 2021 nach einer Vereinbarung zwischen dem aktuellen Besitzer und den Erben nach Margarete Eisenmann verglichen.
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- Berater istDer Kaufmann Franz Hohenhaus stand Margarete Eisenmann über die Phase des gesamten Vermögensverlustes hinweg zur Seite. Er war der Vermögensberater der ganzen Familie von 1934 bis zur Deportation von Margarethe und Raphaela Eisenmann. Seine gesamten Verwaltungsunterlagen verbrannten mit seinem Büro infolge der Kriegshandlungen am 16. Februar 1944.Hohenhaus, Franz16.03.2017