Die systematische Untersuchung der Provenienzen der Objektzugänge zwischen 1933 und 1945 im heutigen Oberhausmuseum
Beschreibung
Die ursprüngliche Geschichte der Sammlung geht zurück auf die Einrichtung eines ersten Stadtmuseums im Jahr 1905 durch Dr. Wolfgang Maria Schmid, der am Bayerischen Nationalmuseum München (BNM) tätig war. 1932 erfolgte die Verlagerung des Museums auf die Veste, die die Stadt Passau angekauft hatte. Die Betreuung übernahm der Stadtarchivpfleger Prof. Dr. Max Heuwieser. Am 20. Mai 1933 wurde die Neueinrichtung als „Ostmark-Museum“ durch die Bürgermeister Dr. Carl Sittler und Max Moosbauer in Anwesenheit des bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert eröffnet.
Wegen politischer Meinungsverschiedenheiten schied Heuwieser 1935 aus dem Amt des Leiters aus; Nachfolger wurde der Facharzt und Ratsherr Dr. Georg Weinholzer. Nach dessen Tod 1937 übernahm Dr. Wolfgang Maria Schmid die Betreuung der Sammlung. Jedoch wurde schon 1939 wegen Unstimmigkeiten der Stadtschulrat Wilhelm Leidl eingesetzt.
Bald darauf mussten Teile des Bestands wegen der Angriffe auf die Stadt eingelagert werden, die er zwar überstand, jedoch Plünderungen durch Besatzer und Bewohner zu Kriegsende ausgesetzt war. In den Jahren 1946 bis 1951 fungierte das Oberhaus als Seuchenkrankenhaus, in dieser Zeit waren die auf der Veste verbliebenen Objekte auf drei Räume verteilt eingelagert. Erst 1952 wurde das Museum als „Oberhausmuseum“ wiedereröffnet.
Der heutige Objektbestand des Oberhausmuseums wird auf ca. 30.000 Exponate geschätzt. Der Schwerpunkt liegt auf der Kultur- und Stadtgeschichte Passaus. Zwischen 1933 und 1945 wurden um die 1.400 Objekte erworben; dieser Bestand und seine Zusammensetzung sind bis heute nicht im Detail untersucht worden. Es handelt sich zum größten Teil um Gemälde und kunsthandwerkliche Objekte.
Während eines Erstchecks durch die Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern in den Jahren 2020/21 wurden bereits 81 Objekte als konkrete Verdachtsfälle notiert. Dabei handelt es sich unter anderem um Ankäufe aus bekannten Münchner Handelshäusern wie Adolf Weinmüller und Eugen Brüschwiler, die wegen ihrer belegten Mitwirkung am NS-Kunstraub Verdacht erregten (13 Objekte). Diese Objekte werden im ersten Schritt des Projekts untersucht.
Um den Sammlungsbestand der Jahre 1933 bis 1945 weiterhin genauer zu untersuchen, sollen in einem zweiten Schritt die Inventarbücher, in denen die bereits erwähnten 1.400 Objekte erfasst sind, einer systematischen Revision unterzogen werden, um den Bestand weiter eingrenzen und differenzierter erfassen zu können.
Ein drittes Arbeitsfeld ist der sogenannte CCP-Bestand. 1946 wurde ein Konvolut aus grafischen Arbeiten und wenigen Gemälden mit der Aufschrift „Eigentum Oberbürgermeister der Stadt Passau“ bzw. „Restaurierungsabteilung Ostmarkmuseum Oberhaus“ vom Central Collecting Point (CCP) in München beschlagnahmt und nach München verbracht. Im Januar 1958 wurden die Objekte nach Passau zurückgegeben und im Oberhausmuseum deponiert. Hier soll geklärt werden, woher genau der vermutlich aus Frankreich und den Niederlanden stammende Bestand ursprünglich kam und wie und warum er nach Passau gelangte.
In einem letzten Schritt geht es um die Analyse von Entscheidungswegen und Abläufen bei den Erwerbungsvorgängen sowie die Benennung der beteiligten Akteure und deren gesellschaftspolitischen Motive.
© Oberhausmuseum Passau
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
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