Otto Finsch (1839-1917) - Wegbereiter kolonialer Interessen. Das Konvolut "Finsch" im Städtischen Museum Braunschweig
Beschreibung
Das Städtische Museum Braunschweig (SMBS) wurde im Jahr 1861 durch bürgerliches Engagement gegründet und befindet sich heute in zwei Gebäuden, dem aus dem Mittelalter stammenden Altstadtrathaus und dem Haus am Löwenwall, das zwischen 1904 und 1906 eigens als Museumsbau errichtet wurde. Als Kunst- und Kulturgeschichtliches Museum verfügt das SMBS auch über eine Ethnographische Abteilung mit Kulturgütern aus Nordamerika, Indonesien, Ozeanien und verschiedenen Regionen Afrikas.
Von 1904 bis 1917 wurde mit Otto Finsch erstmals ein Kurator eigens für die ethnologische Sammlung beschäftigt. Finsch tritt darüber hinaus als Sammler und Zeichner in Erscheinung. Während zweier Reisen nach Ozeanien (1879-1882 und 1884/85) trug er umfangreiche Bestände von naturkundlichen Belegstücken, Ethnographika und 'human remains' zusammen und fertigte im Auftrag von Rudolf Virchow Gipsabgüsse an.
Das im SMBS vorhandene Konvolut "Finsch" (54 Objekte, ca. 100 Originalzeichnungen), soll einer eingehenden Provenienzrecherche unterzogen werden, um damit einhergehend Finschs Sammelstrategien umfassend erforschen zu können. Die erwarteten Resultate sollen als Grundlage für umfangreichere Forschungen zu Finschs Sammeltätigkeit unter einer konkreten, noch zu entwickelnden Fragestellung dienen.
Erste Ergebnisse werden an passenden Stellen in die ethnologische Dauerausstellung eingearbeitet, um die Forschung direkt für Museumsbesucher:innen sichtbar zu machen. Neben der Veröffentlichung in Fachpublikationen und der Einarbeitung der Resultate in die Datenbank des Museums wird zur Gewährleistung von internationaler Sichtbarkeit eine Zusammenarbeit mit dem Datenbankverbund 'digital pasifik' angestrebt.
Da die von Finsch nach Europa transferierten Bestände auf mehrere Museen Europas verteilt sind, ist die Knüpfung eines wissenschaftlichen Netzwerks mit diesen Institutionen geplant. Darüber hinaus sollen im Rahmen von Kooperationen mit Expert:innen aus Herkunftsregionen gemeinsam mögliche Forschungsagenden für die nähere Zukunft entwickelt werden.
© Städtisches Museum Braunschweig
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
Proveana liegt aktuell kein Forschungsbericht vor. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Bei Fragen erreichen Sie uns unter proveana@kulturgutverluste.de