Provenienzrecherchen zu den Sulzbürger Judaica in der Universitätsbibliothek Eichstätt-Ingolstadt
Beschreibung
Vor 35 Jahren wurde der Eichstätter Seminarbibliothek von Prälat Prof. Dr. Andreas Bauch (1908–1985, 1950–71 Regens des Eichstätter Priesterseminars und 1947–1975 nebenamtlicher Bibliotheksleiter) ein Konvolut von vier Handschriften und 54 gedruckten Werken in hebräischer bzw. jiddischer Sprache übergeben. Diese stammen aus dem knapp 15 Kilometer südlich von Neumarkt in der Oberpfalz gelegenen Ort Sulzbürg. Zusammengetragen wurde das Konvolut offenbar von Pfarrer Heinrich Meißner, der ab Sommer 1944 vier Jahrzehnte lang als katholischer Ortsgeistlicher in Sulzbürg tätig war. Unbekannt ist, wann Pfarrer Meißner den Bestand an Prälat Bauch übergeben hat.
Die Bücher stammen aus einem Zeitraum vom Anfang des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihr Erhaltungszustand variiert beträchtlich. Die unterschiedlichen Erhaltungszustände und Schadensbilder der Bücher lassen es nicht zu, von einem geschlossen überlieferten Ensemble auszugehen. Vielmehr muss man mit unterschiedlichen Provenienzen rechnen, die erst von Pfarrer Meißner zu einem „Konvolut“ zusammengefügt wurden. Im Wesentlichen handelt es sich um religiöse Gebrauchsliteratur. Neben den in aller Regel zu beobachtenden Spuren intensiver, teilweise offensichtlich jahrzehntelanger Benutzung weisen zahlreiche Bücher Besitzvermerke (handschriftliche Einträge, Stempel) auf. Da ein regulärer Besitzübergang zwischen den spätestens 1942 deportierten jüdischen Eigentümern und Pfarrer Meißner nicht stattgefunden haben kann, muss davon ausgegangen werden, dass es sich um NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut handelt.
Ziel des Projekts ist es einerseits, die Entstehung des Konvoluts und die Herkunft seiner Teile zu klären. Andererseits sollen Nachforschungen zu den ehemaligen Besitzern angestellt werden, um auf dieser Grundlage ggf. noch lebende Verwandte für mögliche Restitutionen ermitteln zu können.
(c) Universitätsbibliothek Eichstätt-Ingolstadt
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
Proveana liegt aktuell kein Forschungsbericht vor. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Bei Fragen erreichen Sie uns unter proveana@kulturgutverluste.de