Sammlung Otto Siegfried Julius
Grunddaten
Otto Siegfried Julius besaß eine umfangreiche, überaus vielfältige Sammlung antiker, mittelalterlicher und moderner Kunstwerke, die er in seinem Haus in verschiedenen Räumen aufbewahrte. Zu ihnen zählten ein griechischer Marmorkopf, mittelalterliche Skulpturen, Renaissance-Möbel, Elfenbein-Objekte, Bronzestatuetten, Teppiche, Porzellan und Silber. Zu seinen wertvollsten Stücken gehörte eine Riemenschneider-Madonna. Darüber hinaus besaß er moderne Gemälde u. a. von Nolde, Pechstein, Nesch, Bossányi, Modersohn-Becker, Daubigny, eine Skulptur von Kolbe sowie eine große grafische Sammlung (u. a. das gesamte grafische Werk von Nesch, Zeichnungen und alle Radierungen von Modersohn Becker, Arbeiten von Kolbe und Schmidt-Rottluff, Radierungen von Toulouse-Lautrec). Hinzu kam eine Bibliothek mit literarischen, kunsthistorischen und medizinischen Werken. Der Großteil der Sammlung gilt heute als verschollen. (Bruhns 2001: S. 243-245; Luckhardt 2001: S. 79, 88, 210, 231, 260f.; Ausstellungskat. Hamburg 1930)
Sammlungsgeschichte
Otto Siegfried Julius entlieh aus seiner Sammlung Werke für die Ausstellung "Kunst der letzten 30 Jahre aus Hamburger Privatbesitz".
Otto Siegfried Julius emigrierte mit seiner Ehefrau im September 1938 zunächst nach Basel und im Februar 1939 weiter nach New York. Bis auf zwei Werke von Modersohn-Becker-Werke, die sie direkt mitnahmen, ließen sie ihr gesamtes Hab und Gut bei ihrer Haushälterin Berta Begemann in Hamburg zurück.
Die Kunstsammlung sollte dem Ehepaar Julius ins Exil folgen. Berta Begemann verpackte sie in Kisten und sandte sie nach der Anweisung von Julius an den Berliner Spediteur Walter Schneider. Dieser sollte die Sammlung unter seinem Namen und mit fiktivem Empfänger (Helmut Koppel) über Freiburg nach Basel ausführen. Die Kisten erreichten Freiburg nie. Die wertvolle Sendung gilt - bis auf ein Werk - als verloren.
Die Haushälterin Begemann brachte Möbel, Teppiche, Porzellan und Silber 1939 im Bekanntenkreis des Ehepaars Julius unter. Die Bibliothek mit literarischen, kunsthistorischen und medizinischen Werken schenkte sie dem Familienfreund Wilhelm Kunrede. In dessen Haus verbrannten die Bücher 1943.
Wilhelm Kunrede nahm nach dem Krieg Interessen für Otto Siegfried Julius im Wiedergutmachungsverfahren wahr. Er erreichte jedoch nur die Rückgabe des Silbers aus der Sammlung. Der Rest war im Krieg zerstört worden.
Das Gemälde (Emil Nolde, Maienwiese (Maiwiese), 1915) aus der Sammlung, das sich ab 1953 im Besitz des Lentos Kunstmuseum Linz befand, wurde an die Erben von Otto Siegfried Julius restituiert.
Beziehungen
Personen/Körperschaften
- SammlungsbesitzerWeitere InformationsquelleS. 243-2452001
Weitere Informationen und Quellen
Literatur & digitale Angebote
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