Methodik und Ergebnisse

Methodik

Entsprechend der Vereinbarungen zwischen dem Bund, dem Freistaat Bayern und der Stiftung Kunstmuseum Bern waren die Werke aus dem Kunstfund Gurlitt je nach Ergebnis der Recherchen drei Kategorien (sogen. „Ampelsystem“) zuzuordnen:

  • Ein Werk ist erwiesenermaßen oder mit hoher Wahrscheinlichkeit NS-Raubkunst (Kategorie rot).
  • Die Provenienz ist für den Zeit­raum zwischen 1933 und 1945 nicht eindeutig geklärt, es bestehen Provenienzlücken (Kategorie gelb).
  • Ein Werk ist erwiesenermaßen oder mit hoher Wahrscheinlich­keit keine NS-Raubkunst (Kategorie grün).

Zur Ermöglichung dieser Kategorisierung wurden durch die Projekte folgende Schritte vorgenommen:

  1. Inventarisierung und Dokumentation
  2. Basis-Check (Erstellung eines Object Records)
  3. Feststellung der Werkidentität
  4. Provenienzrecherche durch externe Pro­ve­ni­enz­for­scher (PDF Download) und Erstellung eines Forschungsberichts
  5. Abnahme des Forschungsberichts durch die Projektleitung
  6. Prüfung des Forschungsberichts durch unabhängige, ehrenamtli­che „Re­view Ex­perts“ (PDF Download)
  7. Erstellung eines Abschlussvermerks
  8. Abnahme des Abschlussvermerks durch den Vorstand des Projektträgers
  9. Kategorisierung gemäß der Ver­ein­ba­rung
  10. Erstellung eines „Object Record Excerpts“ (ORE), einer Zusammenfassung der gesicherten Forschungsergebnisse

Ergebnisse

Die hier genannten Informationen entsprechen dem Stand nach Abschluss des letzten Projekts zur Erforschung des Kunstfunds Gurlitt und werden vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste nicht mehr aktualisiert. Es handelt sich um die historische Dokumentation eines Meilensteines der Provenienzforschung. Die aktuellen Entwicklungen, wie z.B. Restitutionen oder Änderungen in der Kategorisierung der Werke aufgrund neuer Forschungserkenntnisse, können anhand der Website und der Gurlitt-Datenbank der Stiftung Kunstmuseum Bern nachvollzogen werden.

 

Zahlen Einzelpositionen des Kunstfundes Gurlitt

Der Gesamtbestand des Kunstfunds Gurlitt (Stand: Dezember 2018) besteht - nach erneuter Zählung und teilweiser Neuordnung von Positionen ‒ aus 1.566 Positionen.

Davon sind:

  • nicht NS-verfolgungsbedingt entzogen ("grün"): 445 Positionen, bestehend aus:
    • "grün" nach Review = 28 Positionen
    • Familienbesitz = 296 Positionen,
    • „Entartete Kunst“ vor 1933 = 121 Positionen (Hiermit sind Werke gemeint, die 1937 in der Beschlagnahmeaktion „Entartete Kunst“ aus deutschen Museen entfernt wurden, vom jeweiligen Museum aber bereits vor Beginn der NS-Herrschaft erworben worden waren und die keine Leihgaben Privater waren.)
  • (wahrscheinlich) NS-Raubkunst („rot“): 9 Positionen
  • ungeklärte Provenienz („gelb“): 1.057 Positionen, bestehend aus:
    • „gelb“ nach Forschung = 650 Positionen,
    • Verdachtsgruppe „Entartete Kunst“ = 407 Positionen
  • Massenware: 55 Positionen

Von den 1.566 Positionen des Gesamtbestandes waren nach Abschluss der Recherchen durch die Taskforce „Schwabinger Kunstfund“ (31.12.2015) im Jahr 2016 noch 1.039 Positionen vom Nachfolge-Projekt „Provenienzrecherche Gurlitt“ zu bearbeiten. Diese Zahl ergibt sich aus den 573 bereits von der Taskforce geklärten Positionen, von denen jedoch 46 Positionen aus unterschiedlichen Gründen vom Projekt weiter beforscht wurden.

1.566 – 573 + 46 = 1.039

Die bereits durch die Taskforce geklärten 573 Positionen wurden von dieser wie folgt kategorisiert:

  • 53 Positionen Massenware
  • 231 Positionen sog. „Entartete Kunst“ vor 1933 (Diese Zahl stellte sich im Laufe des Nachfolge-Projektes als zu hoch heraus, da bei 110 Positionen weiterer Forschungsbedarf gesehen wurde. Das Projekt hat daher lediglich 121 Positionen als sog. „Entartete Kunst“ vor 1933 und damit als unbelastet eingestuft (siehe oben). Die weitere Untersuchung der genannten 110 Positionen ist vereinbarungsgemäß nicht vom Projekt, sondern vom Kunstmuseum Bern zu leisten.)
  • 278 Positionen Familienbesitz
  • 5 Positionen NS-Raubkunst
  • 2 Positionen wahrscheinlich NS-Raubkunst
  • 4 Positionen „grüne“ Werke