Provenienzrecherche zu den zwischen 1933 und 1945 erworbenen Zeichnungen im Bestand der Staatlichen Graphischen Sammlung München
Beschreibung
Die Staatliche Graphische Sammlung München erforscht seit 1. März 2023 systematisch die Provenienzen der zwischen 1933 und 1945 erworbenen Handzeichnungen. Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.
Otto Weigmann (1873–1940), von 1918 bis 1937 Direktor der Sammlung, war überzeugter Nationalsozialist, Mitglied im Kampfbund für deutsche Kultur sowie in der Organisation Stahlhelm und drängte jüdische Mitglieder aus dem Freundeskreis. Unter ihm und seinem Nachfolger, Alfred Seyler (1880–1950), kamen rund 1.130 Zeichnungen in die Sammlung. Vor 1933 erworbene Werke „entarteter Kunst“ wurden im August 1937 durch die Beschlagnahme-Kommission ausgesondert.
Die Erwerbungsakten der Staatlichen Graphischen Sammlung München sind weitestgehend Kriegsverlust. Erhalten haben sich die Inventare mit rudimentären Angaben zu den Neuzugängen. Vordringlich sind etwa 680 Inventarnummern zu untersuchen, die übrigen Zeichnungen stammen nach erster Einschätzung aus unproblematischer Quelle. Zahlreiche Erwerbungen bieten bereits anfänglich Verdachtsmomente, so z.B. Erwerbungen bei Ferdinand Möller in Berlin, C.G. Boerner in Leipzig, Käthe Thäter („Arisierung“ der Ludwigs Galerie Otto H. Nathan) sowie dem Kunsthändler Eugen Brüschwiler oder der Galerie Ernst Arnold (Inhaber Ludwig Wilhelm Gutbier) in München. Ankäufe besonders in den 1940er Jahren im Münchner Auktionshaus Adolf Weinmüller oder bei dem noch weitgehend unerforschten Kunsthändler Wilhelm Koeberlin in München sind als kritisch zu bewerten.
Eventuell vorhandene Raubkunst soll nachgewiesen und gegebenenfalls an die rechtmäßigen Eigentümer zurückerstattet werden. Alle als Raubkunst identifizierten Werke und alle mit unklarer Provenienz werden auf www.lostart.de gelistet.
(c) Staatliche Graphische Sammlung München
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
Proveana liegt aktuell kein Forschungsbericht vor. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Bei Fragen erreichen Sie uns unter proveana@kulturgutverluste.de