Antiquariat Hans Peter Kraus

Im Jahr 1932 machte sich Hans Peter Kraus in Wien selbständig und eröffnete eine Antiquariatsbuchhandlung, die er 1934 in die Praterstraße 17 verlegte.

Kraus spezialisierte sich auf die Herstellung und den Versand von Antiquariatskatalogen. Diese gab er ab 1934 mehrmals jährlich heraus und verschickte sie auch an Kunden nach Übersee. Das führte dazu, dass er im In- und Ausland einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte und zu einem der erfolgreichsten Antiquare Wiens avancierte. Kraus spezialisierte sich bei seinen Ankäufen unter anderem auf wissenschaftliche Literatur und antiquarische Landkarten.

Während der Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren konnte er seinen Bestand vor allem durch Ankäufe aus großen Privatbibliotheken (Thun-Hohensteinsche Bibliothek, "Teschner Bibliothek"), aus Klosterbibliotheken und öffentlichen Bibliotheken erweitern. Laut seinen Angaben betrug die Bestandsgröße seines Bücherwarenlagers 1938 zirka 32.000 Bücher und Zeitschriften.

Die Bücher der Teschner Bibliothek (Stempel der „Tetschner Bibliothek“) wurden im Jahr 1934 von Hans Peter Kraus in Prag erworben. Diese mehrere tausend Bände umfassende Bibliothek wurde 1933 vom tschechoslowakischen Militär im Zuge der Beschlagnahmung und Einrichtung des Schlosses als Militärquartier nach Prag transferiert und an Antiquare veräußert.

Die Vermögensverkehrsstelle Wien (VVSt) setzte F. Richard Riedmann als Verwalter ein, um die Verwertung der Firma Antiquariat Hans Peter Kraus abzuwickeln. Dabei handelt es sich um eine staatliche Verfolgungsmaßnahme mit dem Ziel, die Zwangsenteignung eines jüdischen Bürgers zu Gunsten des Reiches durchzuführen. Der ehemalige Mitarbeiter Alfred Wolf des Antiquariats Kraus übernahm dessen Bestände im Sommer 1939.

Nach seiner Emigration in die USA eröffnete Hans Peter Kraus in New York eine Antiquariatsbuchhandlung und avancierte zu einem der renommiertesten Antiquare der USA.

Das in Österreich geführte Verfahren gegen Alfred Wolf und Richard Riedmann erfolgte spätestens 1950. Am 14. Mai 1950 wurde zwischen der Firma Alfred Wolf OHG und Hans Peter Kraus ein Vergleich geschlossen.

Nach dem Tod von Hans Peter Kraus im November 1988 führte seine Ehefrau Hanni, geb. Zucker, das Antiquariat noch weitere 15 Jahre. Nach ihrem Tod im Jahr 2003 beschlossen die Erben, das Antiquariat in der 16 East 46th Street in New York an das Auktionshaus Sotheby‘s zu verkaufen.