Erwerbungen nach 1933. Die systematische Bestandsprüfung am Museum für Kunst und Gewerbe
Beschreibung
Die bisher geförderten Projekte zur Provenienzrecherche, die 2012 abgeschlossene Herkunftsermittlung der Asiatika-Sammlung von Philipp F. Reemtsma und die Recherche nach Zugängen aus dem zum Kunsthandelskonzern Margraf & Co. gehörigen Kunsthandelsfirmen, haben den umfassenden und grundlegenden Forschungsbedarf des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) verdeutlicht.
Im besonderen Maße gilt dies für die circa 600 Erwerbungen während der NS-Kernzeit und die Zugänge der späten 1940er und 1950er Jahre, als zahlreiche in der NS-Zeit aufgebaute Privatsammlungen infolge eines Generationenwechsels wieder aufgelöst wurden und erneut in den Kunsthandel gelangten. Hier konnten im Verlaufe der bisherigen Recherchen potentielle Verdachtsfälle ermittelt werden.
Grundsätzlich gilt für den Sammlungsbestand im MKG, dass sämtliche Kunstgegenstände, die vor 1945 entstanden sind und ab 1933 gehandelt wurden, auf ihre Herkunft hin überprüft werden müssen. Inwieweit hier bei einzelnen Objekten oder Objektgruppen Einschränkungen notwendig und sinnvoll sind, weil die Gegenstände auf Grund ihres unmittelbaren Gebrauchswertes zum Massengut zu zählen sind oder es sich um eine kaum verifizierbare Auflagenkunst handelt, muss im Einzelfall entschieden werden.
Das Museum möchte seine historische Verantwortung wahrnehmen und die systematische Recherche des Bestandes, die mit der Unterzeichnung des Washingtoner Abkommens verbindlich geworden ist, in den kommenden Jahren leisten und kontinuierlich weiterführen.
Im Rahmen der bisher durchgeführten Provenienzforschungsprojekte konnten für das MKG zahlreiche Herkunftsnachweise erbracht werden. Insgesamt gelten 184 Zugänge heute als zufrieden stellend geklärt. Die Auswertung der Inventar-, Zugangs- und Lagerbücher als auch die Recherche im Hausarchiv haben jedoch die Notwendigkeit einer grundlegenden systematischen Erforschung deutlich gemacht. Diesem Tatbestand soll in den kommenden Jahren durch eine kontinuierliche Recherche des Sammlungsbestandes und seiner Zugangsgeschichte Rechnung getragen werden.
In der bisherigen Provenienzforschung konnte ein Portfolio von sehr unterschiedlichen Objekten Zugängen erhoben werden. Sie beleuchten die Geschichte des Museums und seiner Sammlung während der NS-Zeit, aber auch über diese Zeit hinaus. Diese Forschungsergebnisse stellt das MKG in der Ausstellung “Raubkunst? Provenienzforschung in den Sammlungen des MKG” seit 2014 vor. Wegen der positiven Resonanz hat das Museum zum Jahresbeginn 2016 entschieden, dass diese Schau bis auf weiteres zu sehen sein wird.
In den beiden zentralen Foyervitrinen sollen auch künftig die neusten Forschungsergebnisse vorgestellt werden. Seit Abschluss der Recherchen zum Bremer Kunstsammler und -händler Johannes Jantzen (1887-1972) im Dezember 2015, sind dort Objekte ausgestellt, die das MKG aus dessen Sammlung angekauft hat. Ein Wandtext liefert die notwendigen Hintergrundinformationen und erläutert warum Jantzen zu den kooperierenden Kunsthändlern des NS-Regimes zählt.
In der ständigen Schausammlung werden die aktuell recherchierten Kunstgegenstände auch künftig mit einem roten Dreieck markiert, das darauf hinweist, dass die Herkunft und Geschichte untersucht wurde. Seit der Einrichtung der Schau im Herbst 2014 erfolgten Recherchen zum Kunstbesitz der jüdischen Familie Sultan aus Berlin sowie zum jüdischen Silber aus der Beschlagnahme 1939. 3100 Silberobjekte dieser Provenienz befinden sich in der Sammlung des MKG. Einige Stücke wurden seit den 1960er Jahren in die Schausammlung übernommen, ohne ihre Herkunft auszuweisen. Nach diesen Silberbeständen wurde recherchiert. Im neu eingerichteten Jugendstil ist das Silber aus ehemals jüdischem Besitz nun mit einer Beschilderung versehen, die auf diese Provenienz hinweist. Die Weltreligionen haben in der Schausammlung des MKG einen festen Platz erhalten. Im Judentum wird in einer Vitrine Silber aus der Beschlagnahme von 1939 gezeigt und der Verfolgung und Enteignung der Juden in Hamburg gedacht.
Im Februar 2016 veranstaltete das MKG ein Symposium zum Thema „Silber aus ehemals jüdischem Besitz – wie gehen Museen damit um?“ In der abschließenden Podiumsdiskussion gab es ein klares Votum, die Recherchen fortzusetzen und das Silber aus der Beschlagnahme auszustellen, um anhand dieser Objekte die Geschichte jüdischen Lebens unter den NS-Regime zu erzählen.
(c) Museum für Kunst und Gewerbe
Grunddaten
Forschungsbericht und Materialien
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